Nun, ganz fremd war mir dieses Metier 2012 nicht, denn in Folge meiner tänzerischen Sportausbildung habe ich schon als Studentin mein Taschengeld u.a. mit Modeljobs und als Messehostess aufgebessert.

Nach dem Studium ging es direkt in’s Berufsleben mit dem Bestreben, sich wie im Eis- und Rollsport auf der Karriereleiter hoch zu arbeiten, was kurzum eine 50- Stunden-Woche bedeutete samt Vielflieger-Status und Tätigkeit im Ausland (Mexiko). So sollte es sein, aber alles hat seine Zeit und das ist gut so  ….man muß lassen können und dem Leben ab und an neue Wendungen geben. Dazu sollte man u.U.  auch mal aus dem Hamsterrad rausspringen um von außen zu erkennen was ggf. fehlt.

Erst die Pflicht, dann die Kür. Gut, man könnte auch sagen, die Blüte der Jahre im Büro abgesessen zu haben. Ganz und gar nicht, denn eine fundierte Ausbildung und diese Berufsjahre haben mich vielfältig  positiv geprägt.

Als ich nach vier Jahren Tätigkeit bei den amerikanischen Streitkräften und 12 Jahren Pharma-Management mit 41 schließlich in die Selbständigkeit (rechtliche Berufsbetreuerin/ Vormund) wechselte,  fehlte ab und an doch etwas Internationalität und eine „kreative Plattform“ am Puls der Zeit.

Da kam der aktuelle Trend zum Bestager-Model als Rückeinsteiger gerade recht.

Foto: Alexnder Bob

Obwohl die Werbebranche sich aus finanziellen und demographischen Gründen zwar stets um die Zielgruppe 50Plus bemüht, sind die ausgewählten Darsteller bei genauerem Hinsehen meist eher grau gefärbt und nicht älter als 40 oder die Fotos wurden per Foto-Shop nachhaltig bearbeitet. Egal, ob es um  Inkontinenzwindeln, vermeintlich trockene Haut oder Haftcreme geht.

Will heißen, der Darstellermarkt für 50Plus- Kandidaten scheint oft nur groß, für die real über 50-Jährigen sind bezahlte Modeljobs jedoch eher dünn gesät. Ähnlich  jugendlichen Praktikanten nimmt die Branche zwar gerne Rentner, jedoch bevorzugt  als Gratis-Statisten, gemäß dem Motto: die sind schon froh um den Zeitvertreib und das sie dabei sein dürfen, da werden sie nicht auch noch Geld verlangen.

Man möge es mir nachsehen, daß ich mich von dieser Gruppe von Auftraggebern und Kollegen gerne abgrenze, denn ich bin grundsätzlich nicht ohne Gage oder Aufwandsvergütung tätig.  Für mich ist dies eine Frage der gegenseitigen Wertschätzung, denn was man umsonst bekommt sinkt im Stellenwert. Und wie heißt es doch so schön:“Weil ich es mir wert bin“.

Erst  kürzlich bin ich  vier Fashion-Shows  für ein Modehaus in Darmstadt  gelaufen, das ausdrücklich auch drei „ältere Models“ gebucht  hatte, wobei die präsentierten Kleidungsstücke für alle Models aus den identischen Kollektionen kamen. Bravo – kein modisches Abseits für 50Plus.

Das Rad muß nicht erst neu erfunden werden um zu wissen, daß  beide Seiten im  gesunden Mix zudem voneinander profitieren können.  Dazu ein andermal mehr ….

Einen netten Nebeneffekt hat die Sache m. E. noch: so fällt es zumindest mir leichter ein Mindestmaß an Disziplin zu halten, sei es um mit dem Zeitgeist   zu gehen oder sich Körperpflege und Fitness  zu widmen, sprich‘ bewußt  Zeit für sich einzuplanen. Wie sagte eine amerikanische Model-Schauspielerin einmal so schön: wenn ich nicht arbeite, bin ich mit der Erhaltung und Pflege meines Körpers beschäftigt. Darüber mag man schmunzeln, aber Kamera und Öffentlichkeit können gnadenlos sein.

Nein, mit 50Plus muß und kann man nicht jeden Tag auf „allen Zylindern“ laufen, man darf sich auch mal gehen lassen. Nach Kräften und Wichtigkeit Prioritäten zu setzen, scheint mir mit zunehmendem Alter das beste Rezept. Modeln ist – Gott sei Dank – ja kein Schreibtischjob, den man auch einmal mit halber Kraft und Kaffeebecher in der Hand erledigen kann. Hier heiß es auf den Punkt voll da sein, teils stundenlang.

Zudem sind An- und Abreise einschl. Vorbereitung nicht zu unterschätzen, denn nicht immer ist eine Stylistin mit Kleiderauswahl vor Ort; dann heißt es selbst den Koffer schnüren und ziehen, etc.

Für mich ist es da stets angenehm, wenn der beste alle Ehemänner (mit Jan seit 31 Jahren verheiratet) mich begleitet. Manchmal ergibt sich vor Ort danach ja noch die Möglichkeit zu einer gemeinsamen Unternehmung.

Kurzum: die Tage entspannt angehen, gerne einmal ohne Termine und ohne Makeup,  sich aber nie gehen lassen. Aktion, nicht  Reaktion,  sonst wird man gelebt und schnell von vermeintlichen Mainstreams dominiert, besser den eigenen Stil kombinieren.

… also immer munter und aufgeschlossen bleiben,  einfach sein eigenes Topage-Model sein.

Ich bekomme Verstärkung
Aus meinem Model-Leben
Foto: Alexander Bob/ Titelfoto: Andreas Stier

 

Mehr Fotos unter dem Link: http://www.model-kartei.de/sedcards/model/382181/jantra/

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