Leseschwäche, Hörschwäche, Bindegewebsschwäche, Blasenschwäche …. Mit zunehmendem Alter gibt es einiges zu schwächeln und man wird mit Dingen und Fragen im täglichen Leben konfrontiert an die man vor Jahren keinen Gedanken verschwendet hätte.

Ob es Ü 50 Partys gibt, oder ob man in einen Club auch mit Mitte 50 reingelassen wird, um ein Beispiel zu nennen. Und wenn ja, was man da als Frau am besten anzieht, um nicht peinlich aufzufallen. Auch andere Fragen aus dem Bereich Mode interessieren, nämlich was in welchem Alter geht oder auch nicht mehr. Trotz meiner Neigung zur Extravaganz würde ich es dann doch nicht darauf anlegen wollen, dass mich Menschen fragen, ob ich keinen Spiegel zu Hause hätte. Als Frau, die sich leidenschaftlich gern mit Mode beschäftigt, fühle ich mich zu diesen Fragen ziemlich gut aufgestellt und gebe hier in den entsprechenden Kategorien Tipps und Anregungen dazu.

Neben eben solchen Fragen sind auch in meinem Leben ungefragt triviale Schwächen eingezogen, deren Betrachtung durchaus auch süffisant sein kann. Dabei liegt es mir fern, sie pauschal zu bagatellisieren. Manchmal tut es auch einfach ganz gut zu wissen, dass man damit nicht alleine steht – „Ach was, du auch?“

Die Leseschwäche

So ein verschmitzter Blick über die Lesebrille auf der Nasenspitze kann unglaublich entzückend sein, dachte ich mir noch vor Jahren. Hat auch sowas reifes, lebenserfahrenes, bei manchen Träger*innen bisweilen Wissendes. So ein Ding trag‘ ich jetzt auch, denn die Arme werden nicht mehr länger. Aber es ist nicht durch und durch toll, denn außer der Komponente als Modeutensil – wenn man es so betrachten möchte – scheitert man ohne die Lesehilfe an Kleingedrucktem und ich denke zum Beispiel an die IBAN mit ihren 20 Ziffern, die auf Rechnungen oft in einer Schriftgröße von 8 Punkt ganz unten in der letzten Zeile steht. Verflixt da brauch‘ ich jetzt die Brille.

Der Kaffee am Abend

Ich erinnere mich sehr gut, dass ich früher Kaffee in allen Variationen zu jeder Tages- und Nachtzeit trinken konnte. Auch zwei Tassen zu später Stunde hielten mich keineswegs davon ab, kurze Zeit später problemlos in einen genüsslichen Schlaf zu fallen. Die Zeiten sind vorbei, Kaffee, Cappuccino oder Espresso nach 20.00 Uhr sind ein Garant für das Nachtjournal oder eine Lektüre, bis die Augen aufgeben.

Hangover

Der Tag danach war nie schön. Das Ding ist nur, dass es bei mir mittlerweile nicht mehr mit einem Tag getan ist. Trotzdem hält es mich nicht davon ab, ab und zu ausgelassen drauflos zu leben – im Gegenteil, es tut wahnsinnig gut. Zum Jahreswechsel 2018/19 war das so. Getanzt und gefeiert bis 6 Uhr in der Früh‘ ohne die hohen Hacken an den Füßen zu spüren. Ohne Limit einfach mal gelebt, den Alltag vergessen und mich total wohl gefühlt. Die kostbaren Momente buchstäblich aufgesaugt; nicht an morgen gedacht.

Die Depression kam nach dem Aufwachen gegen Mittag. Da fühlte ich mich irgendwie zähflüssig an, so insgesamt. Aus dem Bett gequält, die Knochen sortiert; nur an auskurieren und Sport gedacht. Eine unfassbare Trägheit hatte sich in mir breit gemacht und ich weiß nicht wie viele …hunde an mir zerrten, mich einfach diesem Gefühl hinzugeben. Ich hab‘ sie trotzdem weggeschickt, mich müde zum Sport überredet und mich langsam wieder aufgerappelt, so ungefähr zwei Tage lang.

Verdammt, bin ich zum Weichei geworden?

Pillendose und Blutdruckmesser

Bei meinen Großeltern stand der Küchentisch immer voller Medikamente, Schachteln mit Pillen und Tröpfchen. Um einen Teller hinzustellen, musste man erstmal umräumen. Dieses Bild hat sich bei mir eingeprägt und zwar als Symbol für „alt sein“. Wenn du das mal brauchst, bist du richtig alt, dachte ich immer so.
Nun bin ich ja noch fern der 80, aber auch in unserer Küche sind sie jetzt eingezogen. Die Medikamente für jeden Tag. Alt fühlt es sich an, schrecklich alt. Ich will das noch nicht, muss ich jeden Tag denken und hab‘ die Dinger deshalb in Döschen verbannt. Übrigens auch die für unseren Hund. Der ist tatsächlich alt, der darf das. Morgens, mittags, abends steht da drauf und das einzig fröhliche daran ist, dass es die Dosen auch in pink gibt. Sie stehen hinter dem Toaster und der Blutdruckmesser ist im Schrank – jedenfalls, bis ich dann mal alt bin 😊!

Das Bindegewebe

Auch ein feines Thema. Manche kämpfen früher damit, andere später. Gewiss ist, dass Gewebe samt Haut nachlässt. Nun bin ich genetisch vielleicht nicht benachteiligt und versuche auch durch Sport den Verfall im Kleinen aufzuhalten, aber fehlendes Fett boostet halt nicht von innen heraus und so bekomme ich in diesem Punkt auf andere Weise sozusagen mein Fett weg. Das Stadium der Schwäche kann man sich dann am besten ansehen, wenn man nackt in die Liegestützposition geht. Mir ist das mal versehentlich passiert. Rückenschmerzengeplagt hatte ich vor der Dusche noch ein paar Übungen gemacht und da entdeckte ich dann eben jene Runzeln und Schwachstellen, von denen ich bis dahin gar nicht wusste, dass es sie gibt. In Rückenlage verteilt sich das optisch alles deutlich freundlicher und man muss es nicht unbedingt ausprobieren. Aber man soll ja der nackten Wahrheit auch immer mal ins Auge sehen. Und so einfach ist die.

Genug mit den Schwächen. Als junge „Alte“ nehmen wir die Zipperleins gelassen und feiern uns für das was und wie wir heute sind, nämlich die coolste Generation 50Plus, die es je gab.

 

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1 Comment

  1. Es ist keine Krankheit und doch das zerstörenste Element im Alter: die Bitterkeit. Fragt man alte Menschen geben sie zur Antwort: Weil ein Mensch ein großes Unrecht an mir begangen hat. Oder: weil ein Mensch mich betrogen hat. In so einer Situation denkt man oft: ich will nicht mehr leben. Die Enttäuschung, die Wut, das Verlassen-werden, das Unrecht, die Verzweiflung ….. sind sie wirklich so stark? Man denkt, dass die Welt jetzt untergeht.
    Wenn dann mehr oder weniger Zeit darüber vergeht kommt der Hass, die Ablehnung die Wut. Aber das sind die echten Auslöser der Bitterkeit. Du bist ein Opfer des Täters geworden. . Es gibt nur einen Weg da heraus! Vergib dem Täter. Die Willigkeit dazu ist der erste Schritt. Ob du dem Täter vergibst oder nicht, ist dem Täter doch egal. Aber du bleibst der der Geschädigte, das Opfer, der Leidende. Vergib ihm/ihr. Du bist wieder frei.

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