Das Spiel ist bekannt und wird gerne zu jedem Jahresbeginn neu aufgelegt. Ist es doch was, worüber man reden kann – heiter und unbeschwert in die ein oder andere Runde werfen, was man sich im neuen Jahr alles tolles vorgenommen hat. Allen voran >runter mit den überflüssigen Pfunden<, das >Rauchen endlich aufgeben<, den >Stress reduzieren<, mehr >Zeit für Familie und Freunde< haben. Die Liste dessen, was man sich an positiven Veränderungen zum Jahresstart so vornimmt ist lang und kann beliebig ergänzt werden. Die Durchführung scheitert in den allermeisten Fällen nach den ersten Wochen im Jahr, weil es doch nichts weiter ist, als der fromme Wunsch, die Laster endlich loszuwerden, das Leben gesünder und leichter zu gestalten. Lippenbekenntnisse eben.
Das schöne Neue ist dann eben doch nicht schön genug, weil man nicht reinkommt, in den Strudel der totalen Begeisterung für eben die ersehnte Änderung. Gewohnheiten sind schlimm und die Erkenntnis, dass das Alte noch nicht schlimm genug ist, das Neue anzugehen, verhindert, dass wir es tatsächlich tun. Auch der Preis, den wir für Veränderungen zahlen müssten, erscheint in letzter Konsequenz vermutlich auch einfach zu hoch. Für Gewichtsabbau auf Genuss verzichten – mh, vielleicht dann doch später – keine Ahnung. Solange Vorsätze also mit >ach ja, wäre schön< oder >eigentlich würde ich gerne<… werden wir also scheitern und alles wird beim Alten bleiben.

So war das auch bei mir – jahrelang – und ich kann aus meiner Erfahrung berichten, welche Gründe es für wirkliche Veränderungen gibt:

1. Der berühmte Schlag in den Nacken

2. Vernünftige Ziele stecken, kontrollieren und erreichen

Zu 1 will es keiner kommen lassen, aber dann passiert es eben doch: der Bandscheibenvorfall leert, dass das Vorhaben Sport zu treiben, nicht verkehrt war – so als Beispiel. Es ist mein Lieblingsbeispiel, weil ich selbst betroffen bin. Ich hatte Jahrzehntelang immer die guten Ausreden, die jeder kennt. Als durch den Bandscheibenvorfall Lähmungserscheinungen in meinem rechten Bein auftraten und ich vor der OP unter vernichtenden Schmerzen nur noch am Rollator laufen konnte, war mir klar: wenn das vorbei ist, habe ich Zeit für regelmäßigen Sport. Der Preis eines kaputten Rückens war mir zu hoch und es gab überhaupt nur noch Gründe, warum regelmäßige Bewegung einfach sein muss. Das war unterjährig und es braucht auch wirklich keinen Jahreswechsel für diese lehrreiche Erkenntnis.


2 habe ich vom Grundsatz nach der Scheidung gelernt. Auch ein ziemlich hartes Brot, aber auf Dauer eins, das keine Ausreden zulässt und deshalb zuverlässig funktioniert.

Da kommt mir natürlich die bekannte Smart-Formel in den Sinn, die an dieser Stelle für viele ein ‚alter Hut‘ ist, aber einfach zutrifft.

In dieser Zeit habe ich gelernt, dass es sich lohnt, klar und strukturiert vorzugehen, die Ziele zu formulieren und aufzuschreiben. Auf diese Weise lässt sich gut daran arbeiten. Man kann Etappen einbauen, sich über Erreichtes freuen und weitermachen. Es ist so ein bisschen wie den eigenen Lehrer und gleichzeitig Schüler spielen. Sich Aufgaben stellen, sie abarbeiten und dann eine Note kassieren. Die weiß man selbst sehr genau, daran gibt es keinen Zweifel.

Auf diese Weise tue ich es mir mit tatsächlich ernst gemeinten Vorhaben wesentlich leichter und es braucht auch keinen Jahresanfang dafür, obgleich ich auch nicht sagen möchte, dass es ein schlechter Zeitpunkt ist. Wer es für 2020 einmal ausprobieren möchte, dem wünsche ich viel Erfolg dabei!

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