Regeln, Alkohol und Rauchen

In Singapur gibt es viele, das vorweg. Bei näherer Betrachtung und mit Blick auf einen gesunden Menschenverstand ist das, was „by law“ von den Bürgern und Besuchern der Stadt erwartet und bei Missachtung unter Strafe gestellt ist, vielfach einfach nur gutes Benehmen. In dieser Stadt spuckt man eben nicht auf die Straße, lässt seinen Müll nicht fallen, isst und trinkt nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, klebt

keine Kaugummis unter U-Bahn-Sitze oder sonst wo hin. Tut man’s trotzdem und wird erwischt, kostet es schnell 1.000 oder 2.000 Singapur Dollar und scheinbar ist die Erziehungsmethode im positiven Sinne fruchtbar, denn du findest in keiner Straße Teppiche von Kaugummiflecken (Kaugummis sind ebenfalls verboten) und kannst sogar öffentliche Toiletten besuchen, ohne vor Gestank und Dreck in Ohnmacht zu fallen 😊. Zu diesem überaus cleanen Lifestyle passt, dass man

nur in gelb markierten „Smoking Areas“ raucht, bei der Einreise maximal 17 Zigaretten mit sich führen darf und auf öffentlichen Plätzen zwischen 22.30 und 7.00 Uhr früh keinen Alkohol konsumiert.

 

Auch die Gefahr, in Hundekot zu treten, ist einschränkt, denn Hunde sind in der Innenstadt nur bis zu einer Höhe von 35 cm erlaubt, wie ich gelesen habe. In 2,5 Tagen habe ich vermutlich genau aus diesem Grund und den Strafen die drohen, wenn dem Hund doch etwas „entwischt“ genau 4 Fellnasen gesehen. Einen vor einem Park unweit des Botanic Gardens, einen Pudel im Kinderwagen, der augenscheinlich neben der stolzen Besitzerin von der Hunde-Nanny spazieren gefahren wurde (wie krass, wenn der Hund zum Plüschtier wird) und zwei an der Promenade vom Singapur River (sicher mit Ausnahmegenehmigung 😉). Soweit so gut und irgendwie alles machbar, jedenfalls mit guter „Erziehung“.

Autos

Dass der Besitz und das Fahren eines Wagens in Singapur zum absoluten Luxusvergnügen gehört, wusste ich, dass der Verkehr trotz Millionenmetropole auch in den Rush-Hours derart flüssig reguliert ist, allerdings nicht. Es fällt deshalb auch sofort auf, dass man außer an Ampeln wenig steht.

Ein Mega-Stadt ohne Staus.

 

Kein Wunder, denn die Zahl der Kfz.-Zulassungen ist in Singapur seit 2018 auf 575.000 gedeckelt. Neu zugelassen kann ein Wagen infolgedessen nur werden, wenn ein anderer abgemeldet wird. Das für eine Zulassung erforderliche Zertifikat (das „CoE“), das 10 Jahre Gültigkeit hat und dessen Preis über eine monatliche Versteigerung ermittelt wird, kann schnell deutlich mehr als 50.000 Singapur Dollar betragen. Wie sagte es die weibliche Stimme vom Audio Guide so schön: bevor man überhaupt ein Autohaus betritt, um ein Auto zu kaufen, kann man schon 50.000 Dollar ausgegeben haben. Für einen Wagen, für den ein Singapurer aufgrund der hohen Besteuerung etwa doppelt so viel ausgeben muss wie wir, zahlt er dann zusätzlich hohe Zulassungsgebühren, Parkplatzkosten und Mautgebühren. Selbstverständlich erfolgt die Registrierung elektronisch und die Abbuchung von der Kreditkarte automatisch 😊. Trotzdem sind die Singapurer geradezu verrückt nach den Luxuskarossen, denn man sieht auf Singapurs Straßen vorwiegend neue, teure und blitzende Flitzer. Nicht, dass sie sie bräuchten. In Singapur ist Autofahren eine Frage von Status und Image. An diesem Narrativ arbeitet die Regierung mit Nachdruck; will das Image entschlossen ändern und wirbt für das langfristige Ziel, Singapur nahezu autofrei zu machen. Dafür steckt man alles Geld von den Autofahrern in den öffentlichen Verkehr; entkoppelt so Autobesitz und Mobilität. Ohne Auto – dabei fast ohne Wartezeiten direkt von A nach B zu kommen – ist bereits heute Realität, denn Busse, U-Bahnen (MRT) und Taxis sind sehr günstig, dazu i.d.R. mit WIFI ausgestattet.

U-Bahn Station >Chinatown<.

Schulen

In Singapur wird Bildung GROSS geschrieben, was nicht verwundert und noch weniger, dass Internationale Schulen stark vertreten sind. Richtig großartig war die Begegnung mit 2 Schulklassen in Chinatown. Die kleinen, in Schuluniform gekleideten Mäuse – geschätzte 4-5, aber tatsächlich 5 und 6 Jahre alt – waren samt Lehrerinnen auf Ausflug und ich durfte ein paar Fragen stellen. Also: ab einem Lebensalter von 2 Monaten kann man Kinder in städtische Betreuung geben und ab 18 Monaten kommen sie in die „Schule“. Darauf hat man als Familie in Singapur Anspruch, so berichtete sie mir. Erstaunlicherweise mochte sie den Begriff Kindergarten nicht, sondern bestand auch für die Kleinsten auf Schule und dass es da mit spielerischen Lernen auch gleich richtig losgeht – in Schuluniform, versteht sich.

Eine Schulklasse auf Ausflug – gesehen in Chinatown/Singapur.

Die Singapurer

Für mich ist es immer am schönsten zu Fuß unterwegs zu sein, weil man da die Stadt spürt und dran ist am Puls, an der Stimmung, ja einfach am Leben. Die vielen Sehenswürdigkeiten, Museen und Tempel oder Kirchen sind natürlich interessant, aber am spannendsten sind doch die Menschen, die den Ort mit Leben erfüllen und ihn letztlich ausmachen. Modern und jung sind sie, dazu irgendwie zufrieden wirkend. Kurz: ein positives Lebensgefühl dominiert. Das Straßenbild gibt ein gefühltes Durchschnittsalter von etwa 30 Jahren ab. An den Gesichtern siehst du den Mix der Ethnien und Kulturen, der hier absolut gewünscht ist. Rassismus oder auch das Äußern rassistischer Anfeindungen steht in Singapur unter Strafe.

Singapur Streetstyle: fancy, schrill und bunt.

 

Viele – insbesondere Frauen – sind äußerst schmal gebaut. Vergleichsweise zerbrechlich wirken sie nach europäischen Maßstäben. Vielfach schützen sie sich vor der Sonne mit Regenschirmen, Kappen oder Hüten, denn edel ist, wer die vornehme Blässe trägt, weshalb in nahezu allen Cremes Weißmacher sind, habe ich mir sagen lassen. Die meisten sind ungemein stylish unterwegs, will heißen, so viel Gucci, Prada, Dior und Chanel (ich hoffe, keinen wichtigen der angesagten Designer vergessen zu haben) rauf und runter habe ich in dieser Konzentration noch an keinem anderen Ort der Welt gesehen. Da kam ich mir in meiner Freizeitgarderobe fast schäbig vor. Es war einfach unglaublich. Auch die Art und Weise, wie die Mädels hier Mode auf die Straße bringen, Muster und Farben völlig unaufgeregt-edel mixen hat mich fasziniert und inspiriert. Es bleibt dem Betrachter also nicht verborgen, dass Singapurer leidenschaftlich und exzessiv schoppen – mehr noch: es gehört zu ihren beliebtesten Freizeitaktivitäten. Als Smart-Shopper und Fashion-Lover habe mal bei H&M reingeschaut und festgestellt, dass man im Vergleich zu Deutschland etwa 15-20% sparen kann. Die Größen sind den asiatischen Maßen angepasst, also etwa 1 Konfektionsgröße kleiner (wer z.B. Konfektionsgröße 38 trägt, braucht dort vermutlich Größe 40).

Auch auf der Orchard Rd. sind alle Luxus Labels vertreten.

Was sonst noch auffällt

Ich möchte sagen, dass ich hier einer Art „wohlwollenden“ Diktatur begegnet bin und diese in keinster Weise werten möchte. Das Leben läuft in sehr geregelten Bahnen und scheinbar stört sich niemand daran. Auch nicht daran, dass Presse und Fernsehen autoritär gelenkt werden und die Journalisten sozusagen der Selbstzensur unterliegen. Als Besucher bekommt man Eindruck einer Politik des Handels, also einer Regierung, die die Befugnisse hat, zeitnah Antworten auf Fragestellungen und Probleme ohne demokratische Entscheidungsverfahren geben zu können. Protest gibt es scheinbar keinen. Auch nicht darüber, dass man ständig überwacht wird und selbstfahrende „Hilfspolizisten“ 

(Polizeiroboter) unterwegs sind, die Verkehrssünder sofort in ihre Schranken weisen. Bei Verstößen können die Strafen hart sein und nicht nur monetärer Natur. In Singapur gibt es sowohl die Körperstrafe (Schläge mit dem Rohrstock) wie auch die Todesstrafe. Natürlich wirft das viele Fragen und Gedanken auf.

Besonders ins Auge gefallen ist mir der Umstand, dass wir an keinem Ort Bettlern oder Obdachlosen begegnet sind. Wo und wie sie leben, oder ob es sie überhaupt in dieser reichen Metropole gibt, blieb für uns offen.

Mehr lesen –

über Singa-pur oder über das Marina Bay Sands

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