Das alljährlich stattfindende Duhner Wattrennen gilt nicht nur als einer der Höhepunkte der Touristensaison in Cuxhaven, sondern ist weltweit ziemlich einmalig. Stets an einem Samstag oder Sonntag Mitte August heißt es dann für alle teilnehmenden Reiter im Galopp oder Trab auf dem Meeresboden zu starten. Bis zu 15.000 Zuschauer verfolgten das Spektakel vom Deich aus. Das erste Rennen der 89. Ausgabe begann pünktlich um 11.00 Uhr begleitet von Ansprachen und einem attraktiven  Rahmenprogramm. Wie im Galoppsport üblich, konnten die Besucher*innen ihre Wetten abgeben und auf Gewinne hoffen. Alle 30 Minuten kämpften Traber und Galopper in elf unterschiedlichen Rennen im Wattenmeer um Sieg, Ehre und Geld. Presse, Funk und Fernsehen aus dem In- und Ausland waren live dabei – sei es auf dem Turm oder mitten im Watt.

Was erwartet die Gäste beim Wattrennen?

Das “Duhner Wattrennen”, das einmal im Jahr seit 1902 im UNESCO-Weltkulturerbe Wattenmeer vor dem Cuxhavener Ortsteil Duhnen ausgetragen wird, gilt als einzigartig. Das geht natürlich nur bei Ebbe und unter Mithilfe von fast 1.000, meist ehrenamtlichen Helfern.

Die Sonne strahlt am 17.08.25 nur so vom Himmel und die Zuschauer folgen begeistert den Worten des erfahrenen Moderators Hans-Ludolph Matthiessen, der auch in Hamburg sachkundig die Rennverläufe der Traber- und Galopper-Szene kommentiert. Er wird nicht müde das Wettgeschehen samt den Gewinnquoten zu erläutern und verständlicherweise das Engagement der Sponsoren zu erwähnen. Nicht zu vergessen die Nennung der Ehrengäste; darunter auch der niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies.

Gleich nach dem ersten Rennen strahlen die Eignerin von „Kezara Des Monts“, die Siegerkranz überreichenden VIPs einschl. Renn-Präsident van der Meer und Oberbürgermeister Santjer mit der Sonne um die Wette. Der körperlich eher kleine Sieger-Jockey Danny den Dubbelden geht auf dem Gruppenfoto schon fast unter. Dafür hatte er ein Lächeln für meine Kamera. Beim Wanderpokal der niedersächsischen Ministerpräsidenten im vierten Rennen wird die Siegertrophy von Ministerpräsident Olaf Lies höchst persönlich überreicht.

Man muß kein Fachmann sein, um die elf Rennen (getrennt nach Halbblüter- und Vollblüter) mit unterschiedlichen Distanzen und Startpunkten zu verfolgen. Einmal geht es im Trab mit Sulky um das Oval, ein anderes Mal im vollen Galopp. Nähert sich das Feld hört man stets deutlich das rhythmische Plitsch-Platsch der Hufe im Watt; insbesondere, wenn es durch die zurückgebliebenen Pfützen geht. Dann spritzt die Gischt Meter weit und auch die Begleitfahrzeuge verschwinden kurz im Wassernebel.

Was sagen die Jockeys über den speziellen Parcour?

Im Vergleich zu anderen Pferderennen ist das Duhner Wattrennen auf dem UNESCO-Weltkulturerbe Wattenmeer nicht nur vom Geläuf her einzigartig, sondern unterliegt auch den besonderen Regeln der Natur: Zum einen verändert sich das Wattenmeer permanent, sodass es für die Verantwortlichen in jedem Jahr eine neue Herausforderung ist, den optimalen Standort für das Geläuf zu bestimmen. Auch für die Pferde ist das nasse Geläuf im Vergleich zu den üblichen Gras- oder Sandbahnen eine besondere Herausforderung, die schon oft dazu geführt hat, dass nicht die Favoriten gesiegt haben. Das macht das Thema Pferdewetten für viele Besucher besonders spannend.

Im „Reiterlager“ hinter der grünen Düne komme ich kurz mit einem der  Jockeys ins Gespräch. Die meisten starten – wie man dem Renn-Magazin entnehmen kann – mehrfach. Die Anfahrt in den hohen Norden muß sich schließlich lohnen. Er und die meisten seiner Kollegen*innen kämen gerne und auch die meisten Pferde gingen gerne über den feuchten, weichen Meeresboden. Das Fahrgefühl sei recht angenehm und eventuelle Sandrillen würde man bei voller Geschwindigkeit kaum merken. Lediglich das Spritzwasser sei etwas unangenehm, da einem hinter her doch deutliche Matsch-Spuren anhaften und es beim Fahren zur Sichtbehinderung auf der Brille kommen kann.

Ich kenne das in ähnlicher Form vom Ski-Jöring, wo man auf Ski im Schnee von einem Pferd gezogen wird. Auch da fliegen nur so die Brocken; nur bleibt man vergleichsweise sauber.

Das Mindestgewicht eines Sulkys beträgt 30 Kilogramm, ansonsten könne jeder wählen, wie es ihm am besten passe. Im Training fahre man meist Rücken schonend nicht mit dem üblichen hartem Schalensitz und schmalen Reifen, sondern mit Sitzsack und breiteren Reifen. Wie auch immer: Entsprechend gelenkig muß man für diesen Sport schon sein. Und sieht man einmal genauer hin, wenn die Helme geliftet werden erkennt man, daß einige der Jockeys zwar noch top fit, aber nicht mehr die Jüngsten sind. Hut ab!

So ist es auch für die Verantwortlichen, Rennleiter Mirko Finck und Präsident Jos van der Meer, stets eine Herausforderung, entsprechende nationale und internationale Nennungen für die Starterfelder zu bekommen.

Zusammenspiel aus Natur, Sport und Emotionen

Aufgelockert und gekonnt in Szenen gesetzt werden die Rennen durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm. Wie z.B. ein Minitraberrennen (außerhalb des Wettgeschehens), die beliebten Cuxland-Parforcehornbläser, eine Neptuntaufe und eine eigens zu diesem Zweck einstudierte Quadrille-Choreografie der Haflingerfreunde zu Mozart-Klängen und Falco’s Amadeus. Nicht zu vergessen das Show-Team Mirage mit seiner „Spanischen Kür“ und die Luftfahrzeuge des Marineflieger-Kommandos Nordholz.

Bei vergleichsweise moderaten Preisen zwischen 12.- und 20.- Euro macht es einfach Spaß sich über die bunte Festmeile hinter dem Deich treiben zu lassen oder sich bei freiem Blick aufs Watt mit Speis und Trank am Strand zu stärken. Eine After-Turf-Party nach den Rennen rundet das Programm ab. Da die Parkplätze schnell knapp werden, ist ein Shuttle-Service eingerichtet. Alles ist top organisiert – eine Veranstaltung, die zu begeistern weiß.

Sonntag, den 09. August 2026 ist es dann wieder so weit und das erste Rennen startet ab 13.30 Uhr ! Und sollten Sie einmal einen ausgefallenen Namen für „Kind und Kegel“ suchen, dann werfen Sie doch mal einen Blick auf die Namen der Pferde im Renn-Magazin: Wie wär’s mit Karabatic, Gentle Yankee, Luna of Joy, Landstreicher, Fancy Air, Itseblitz oder Diamant Dream? 

 

 

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