Nimm mich mit, KAPITÄN, auf die Reise

Will man klimaneutral zu weit entfernten Ufern aufbrechen, muss man die Ökotrommel schon ganz schön anschlagen (wer den Link nicht versteht: z. B. Greta Thunberg heißen) oder sich mit näherliegenden Reisezielen anfreunden. Der Trend ein anderer. Deutsche reisen gern und viel und jedes Jahr mehr. Ob da tatsächlich das schlechte Gewissen mitfliegt oder -fährt oder mit über die Weltmeere schippert wird vermutet, ist aber wenig belegt.

Trotz der großen Reiselust entgeht auch den Reedereien nicht, dass das Umweltbewusstsein im Allgemeinen größer wird, weltweit aber keiner wirklich danach handelt. Denn: auch die Anzahl der Kreuzfahrtpassagiere wächst beständig und zwar zuletzt auf rd. 2,7 Millionen Deutsche (2018). Um der miserablen Öko-Bilanz der schwimmenden Städte den Wind aus den Segeln zu nehmen verspricht zumindest die freundliche Stimme vom TUI Cruises Bord TV, dass die Reduktion der CO2-Emissionen und der Umweltschutz mit all‘ seinen Komponenten als kontinuierliche Aufgabe verstanden wird. TUI Cruises sagt weiter: „Wir fahren heute mit der jüngsten und umweltfreundlichsten Flotte der Welt. Und wir wollen immer besser werden. Für den Schutz von Umwelt und Klima.“ In einem der Videos wird außerdem erklärt, wie die Emissionsminderung bei TUI Cruises funktioniert.

Dem ökologischen Fußabdruck steht entgegen, dass eine Kreuzfahrt vermutlich die bequemste Art, verschiedene Länder mit ihren Metropolen/Städten und Inseln in einem Urlaub zu bereisen; das Hotelzimmer quasi immer im Schlepptau. Während man sich sonst überlegen müsste, wie man die Streckenabschnitte zwischen den verschiedenen Destinationen überwindet, Schweiß und Warterei riskiert, kann man so seine Reisezeit auf hoher See überaus vergnüglich oder auch einfach nur chillig gestalten. Das Angebot ist nicht nur riesengroß und vielseitig, sondern auch anspruchsvoll. Spontan fällt mir keine Alternative zu den zahlreichen Optionen „unter einem Deck“ ein, zwischen denen man sich entscheiden kann, weil man schließlich in Urlaub ist. Von A wie Austern Essen bis Z wie zocken ist an Bord alles möglich.

Auf Schlemmertour

An Bord der Mein Schiff aufs Schlemmen zu verzichten und stattdessen geprägt von Lektüre über gesunde Ernährung Kalorien zu zählen ist ein sinnloses Unterfangen, weswegen ich nur dazu raten kann, das modern-gesundheitsbewusste Gewissen gleich zu Hause zu lassen. Über zwei Decks im Heck (Mein Schiff 6) erstrecken sich die Bedienrestaurants Atlantik Klassik und Atlantik Mediterran, die jeden Tag ein wechselndes, erstklassiges 5-Gänge-Schlemmer oder Ganz-schön-gesund-Menü bereithalten. „Sie können auch alles miteinander kombinieren oder zwei Hauptspeisen wählen“, sagt Igor überzeugend freundlich und hat in der kommenden Stunde immer ein waches Auge über uns und unsere möglichen Wünsche. Ich persönlich liebe den Luxus eines guten Restaurants mit Bedienung und bin deshalb immer wieder aufs Neu überrascht, welche magische Anziehungskraft vom ebenfalls vorhandenen Selbstbedienung-Buffetrestaurant Ankelmannsplatz ausgeht. Menschen, die sich Berge auf die Teller laden und sie nicht aufessen oder Nahrungsmittel anfassen und dann wieder zurücklegen. Oha, da lasse ich mich doch lieber von unserem Igor fragen, ob’s nun der nächste Gang sein darf. Sollten da womöglich Finger im Spiel gewesen sein, hab‘ ich sie wenigstens nicht gesehen 😊. Loben muss man auch das GOSCH Sylt. Krabben, Shrimps und Matjes sind auf dem schwimmenden Ableger der Sylter Fisch-Kette genauso lecker. Wem der Magen zwischendurch knurrt und für alle, die morgens lange schlafen ist das Tag & Nacht Bistro (Selbstbedienung) genau richtig. Die Speisen werden entsprechend der Tages- oder Nachtzeit ständig frisch zubereitet und Burger gibt’s dort auch. Bei den Gourmet-Restaurants gegen Aufpreis (Surf & Turf, Schmankerl) habe ich keinen Selbstversuch gestartet. Die Fleischdelikatessen in der gekühlten Auslage des Surf&Turf machen Liebhabern der Fleischeslust aber sicher Appetit und da hätte ich hinsichtlich einer erstklassigen Zubereitung auch keinerlei Bedenken.

Genießen sollte man trotz Aufpreis ein Gläschen im Champagner Treff hinter der Diamant Bar. Um den Sonnenuntergang noch romantischer zu erleben oder den Abend unterm Sternenfirmament ausklingen zu lassen oder einfach, um den Moment zu feiern.

Sport & Wellness

Schwimmen war nie mein Ding, also überlasse ich den 25-Meter-Außenpool lieber jenen, die Freude am Planschen haben. Mir ist da der großzügige Fitnessbereich deutlich lieber und die Nutzung im Premium Alles Inklusive enthalten. Extra Kurse und Einzelstunden habe ich gegen Aufpreis gebucht und mache das beim nächsten Mal wieder. Alle Trainer sind Profis und bringen dich gerne auch an deine körperlich-sportlichen Grenzen. Wie cool: Sandra hat mich von einer lange zurückliegenden Kreuzfahrt wiedererkannt („Hey, du warst doch damals auf der ….“) und Isabelle, bei der ich 3 x zum Personal Training war hat mir verraten, dass etwa 10% der Passagiere regelmäßig zum Sport kommen. Und als „alter“ Kreuzfahrt-Hase weiß sie: ein paar neue Gesichter kommen immer am letzten oder vorletzten Tag reingeschlichen und fragen dann ganz unbedarft: „kann man hier einfach mitmachen oder muss man sich für die Kurse anmelden?“ Die fahren dann nach Hause und verkünden stolz: ich hab‘ Sport gemacht 😊. Kurz: man kann sich an Bord und an Land (Biker Touren u.ä.m.) sportlich austoben oder in der Sauna schwitzen. Jeder einfach wie er mag. Massagen, Beauty-Behandlungen und ein Friseur lassen keine Wellness-Wünsche offen.

Bordunterhaltung

Wenn es um die Kunst geht, Menschen – in diesem Fall die Passagiere – anspruchsvoll zu unterhalten, muss man das Theater und das Studio nennen. Professionelle Tänzer, Sänger und Akrobaten müssen die schwimmenden Bretter lieben, denn sie überzeugen. Wenn sich der Vorhang öffnet, nehmen sie dich mit in ihre Show, in die vielen außergewöhnlichen Acts und lassen dich den Alltag total vergessen. Wenn das Theater quasi vor der Zimmertür liegt und der Weg dorthin ein Spaziergang nach dem Restaurantbesuch ist, wie wäre das dann, dieses Angebot auszuschlagen? Ausgeschlossen – jedenfalls für uns.

Gefesselt und begeistert haben uns auch die Schauspieler vom Studio. Ein kleiner Ort für moderne Schauspielkultur und -kunst. Bisweilen voller Humor oder melancholisch oder auch tiefgründig. Jedenfalls mit allen Facetten bester Unterhaltung und Künstlern zum Anfassen nah. Die Gelegenheit hatten wir dann tatsächlich. Eines schönen abends trafen wir eine der Schauspieler*innen (Marie Beiderwellen) beim Abendessen im Atlantik – und: jetzt wissen wir mehr. So z. B., dass die Schauspieler in Berlin gecastet und sozusagen „zusammengewürfelt“ werden. Innerhalb von 14 Tagen müssen sie dort ihre Texte lernen (oha!). Sie bekommen Zeitverträge (TUI Cruises) und es gibt sogar eine Hierarchie (Schauspieler 1, 2 usw.). Fällt ein Künstler aus gibt es nicht zwingend eine Zweitbesetzung. Im schlimmsten Fall muss eine Vorstellung eben ausfallen. Marie Beiderwellen hat uns nicht nur mit ihrer ehrlichen Schauspielkunst begeistert, sondern auch mit ihrer offenen, super freundlichen und authentischen Art. Toll, dass wir ihr begegnen durften.

Für das Casino (der Spielbetrieb findet nur auf See statt) möchte ich keine Werbung machen. Schön ist es dort trotzdem. Es ist eben dieser Grad zwischen Gewinn und Verlust zwischen Kontrolle und Sucht. Für die meisten an Bord ist es Pläsir mit einem Budget das unter Urlaubsvergnügen fällt. Für mich ist es am schönsten, einfach unbeschwert zuzusehen und mich für jene zu freuen, die mit einem Plus nach Hause gehen.

Zimmer & Service

Genial! Alles immer top und das gleich 2 x am Tag. Ich kann es manchmal kaum fassen, weil das einfach der pure Luxus ist. Keine Dusche abziehen, kein Waschbecken sauber machen – keinerlei „Hausarbeit“. Die Handtücher werden getauscht, wenn du meinst, dass es nötig ist und auch Gesichtswaschlappen gibt es auf Nachfrage. Und: Überraschung – man macht die Kabinentür auf und wieder sitzt ein neues „Tier“ auf dem Bett. Einfach unglaublich, was die Jungs draufhaben und wie kreativ Bettzeug in Szene gesetzt werden kann. Ich möchte TUI Cruises auf diesem Weg auf jeden Fall raten – ja die unbedingte Bitte äußern, diesen Service nicht zu reduzieren oder zu schmälern, denn das ist einfach wohlfühlen pur. Dafür ein ganz dickes DANKESCHÖN!

Wer mehr über Landausflüge wissen möchte und wie sich anfühlt, mit „Massen“ unterwegs zu sein, der darf sich mit mir auf weitere Kreuzfahrt-Beiträge von mir freuen. Jetzt aber erst mal ein paar Impressionen zum Angucken. Schiff Ahoi!