Schätzungsweise gibt es gut 20.000 Apfelsorten, die weltweit kultiviert werden. Einige gehen mit der Zeit verloren, andere kommen als Neuzüchtungen hinzu. Allein in Deutschland zählt man um die 2.000 Sorten. Bekannte Zentren des Apfelanbaus liegen z.B. in Südtirol und dem „Alten Land“ vor den Toren von Hamburg entlang der Elbe in Niedersachsen. Laut Baumobstanbauerhebung des Statistischen Bundesamtes Destatis (Stand 2022) gibt es in Deutschland etwa 5.000 Betriebe die Äpfel anbauen. Die jährliche Ernteleistung in Deutschland schwankt – ähnlich wie in Südtirol – zwischen 870.000 und 970.000 Tonnen, was zusammen um die 20% der europäischen Apfelernte ausmacht.
Kleine Kulturgeschichte des Apfels
Schon der ägytische Herrscher Ramses I. (1300 vor Christus) wusste angeblich um die Qualitäten der Äpfel und ließ sich täglich einen Korb der Früchte bringen. Trotz starker Konkurrenz durch Exoten wie Kiwis oder Avocados ist der Apfel auch heute noch das rund um’s Jahr am häufigsten gekaufte Obst in deutschen Supermärkten.
Woran das neben der guten Lagerfähigkeit und Vielseitigkeit liegt? Immer wieder liest man, daß seine Inhaltsstoffe sich u.a. positiv auf Diabetes- und Fettstoffwechselstörungen auswirken, Alzheimer sowie Parkinson vorbeugen und die Herzgesundheit stärken. Wie heißt es in Englisch so schön: „An apple a day, keeps the doctor away“. Selbst für Apfelallergiker gibt es inzwischen allergenreduzierte Sorten.
Es gibt Gelbe, Grüne, Rote. Zieräpfel, Erdäpfel, Augäpfel, Adamsäpfel, Pferdeäpfel … kleines Wortspiel, aber Spaß bei Seite. Bekannte Sorten sind z.B. Braeburn, Jonagold, Boskop, Elstar, Gloster, Idared, Golden Delicious, Gala oder Pink Lady. Es gibt sogar welche mit rotem Fruchtfleisch wie Redlove oder Kissabel. Von den 20.000 existierenden Apfelsorten spielen in Mitteleuropa allerdings nur 30 bis 40 eine maßgebliche Rolle.
Äpfel zählen (ähnlich wie Wein) zu den ältesten Kulturfrüchten der Welt. Funde von wilden Äpfeln soll es bereits 6500 vor Christus im heutigen Anatolien gegeben haben und auch am Bodensee wurde dieses Obst schon vor über 1000 Jahren angebaut.
Ein Apfel pro Tag hält gesund – fast richtig. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen sollten es nämlich zwei, besser drei sein. Im Zentrum steht dabei das „Quercetin“, eine zu den Phenolsäuren respektive Flavonoiden zählende Substanz. Sie liefern ferner viele Vitamine und sind voller gesunder Bakterien, die das Immunsystem und die Darmflora stärken.
Ebenso wichtig: sie haben kaum Kalorien, können lange gelagert und vielseitig verarbeitet werden. Gelees, Chips, Liköre, Säfte, Weine, Essig, zu Fleisch, Fisch, Wild, in Salaten, als Mus, in Chattneys und natürlich als Kuchen. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Besonders gerne esse ich sie klein geschnippelt in Eierpfannkuchen und als gemischtes Apfel-Mango-Mus. Außerdem geht im Sommer nichts über einen prickelnden, erfrischenden Apple-Cider und im Winter einen wärmenden Apfel-Punsch.
Wo kommen all‘ die Äpfel her?
Der Herbst naht und mit ihm die Apfelernte. In den meisten europäischen und deutschen Anbaugebieten ist sie bereits in vollem Gange. So auch auf den Apfelhöfen in der reizvollen Gegend um Jork (20 km südlich von Hamburg) wie z.B. dem Herzapfelhof. Hier werden rund 250 Apfelsorten gepflegt und zudem regelmäßig informative Hofführungen (meist durch den Seniorchef persönlich) angeboten. Die Betreiber lassen sich stets etwas Neues einfallen, um den Apfel attraktiv zu vermarkten. Die Palette reicht vom Selberpflücken in den Plantagen über Baumpatenschaften bis hin zur Logoprägung und Initialenpersonalisierung einzelner Äpfel als Hingucker. Weitere Geschenkideen rund um den Apfel, wie Seccos, Brände, Liköre, Marmeladen, Säfte, Chips, Bonbons, Geleegummis, herbe Brotaufstriche, Dekogegenstände, etc. bietet der Familienbetrieb im eleganten Hofladen an. Und wer nach dem Rundgang ein Päuschen braucht, ist im Hofcafé gut aufgehoben. Im Außenbereich sitzt man wunderbar auf rustikalen Obststeigen und Bänken inmitten der Bäumchen. Highlight sind die auf dem Gelände angelegten Lehrpfade, die aus der Luft betrachtet einen aufgeschnitten Apfel zeigen bzw. das Herzapfel-Logo bilden.
Wie Äpfel am besten lagern?
Idealerweise sollten sie am besten kühl, dunkel und trocken bei Temperaturen um die 2 bis 6 Grad C. aufgewahrt werden. Sie sollten möglichst nicht zusammen mit anderem Obst und Gemüse lagern, da das Reifegas Ethylen andere Lebensmittel schneller verderben lässt. Die Äpfel ggf. einzeln in Papier einpacken, um Druckstellen zu vermeiden und die Ausbreitung von Fäulnis zu verhindern.
Die Betriebe verfügen über kontrollierte Lagerungen in speziellen Kühlhäusern. Hier wird nicht nur auf die Temperatur (etwa 1-4°C) geachtet, sondern auch der Sauerstoffgehalt reduziert, während der Kohlendioxidgehalt erhöht wird. Eine hohe Luftfeuchtigkeit von 90-95% verlangsamt überdies den Wasserverlust der Äpfel. Die Früchte werden in Holzkisten möglichst einzeln gelagert, um Beschädigungen und die Ausbreitung von besagten Ethylen zu vermeiden, das den Reifeprozess beschleunigt.
Will heißen: liegen viele Äpfel in den Kisten übereinander, sind sie meist für Most und nicht als Tafelobst bestimmt.
Was mit all‘ den Äpfeln tun?
Es gibt nichts, was man aus Äpfeln nicht machen kann. Bei mir kommt kein Heringssalat ohne Apfeleinlage und kein Tafelspitz ohne Apfel-Meerrettichkompott auf den Tisch. Sicher hat jeder so seine eigenen Rezepte, aber hier dennoch drei Vorschläge für eine Tarte, einen Smoothie und einen Salat.
Sogar Apfelkuchen stärkt das Immunsystem; wenn das mal keine gute Nachricht ist. Äpfel enthalten, abgesehen von Vitamin D, alle bekannten Vitamine. Da Vitamin D auch über Butter aufgenommen werden kann, ergibt dies eine perfekte Mischung – vor allem für die Seele.
Rezeptvorschlag: 175 Gramm Butter, 3 Eßlöffel Zucker, 1 Eigelb, etwas saure Sahne und Backpulver und 200 Gramm Mehl verkneten und ca. 30 Minuten in den Kühlschrank stellen. Anschließend vier bis fünf Äpfel vierteln, schälen, entkernen und in gleichmäßige Scheiben schneiden. Den Teig in eine flache Backform geben und am Rand etwas hochziehen. Dann die Apfelscheiben von außen nach innen fächerartig belegen. Dann bei 180 Grad – je nach Ofen – 35 bis 45 Minuten backen. Sollten die Äpfel vorzeitig bräunen, einfach mit etwas Backpapier abdecken. Wer mag, kann die Äpfel nach dem Backen mit etwas Aprikosen-, Birnen- oder Quittenmarmelade – oder auch Apfelgelee – bepinseln, das rundet das Geschmackserlebnis ab.
Übrigens: ich liebe den österreichischen Apfelstrudel, aber den Teig entsprechend dünn auszuziehen, will mir nicht gelingen. Da esse ich ihn lieber vom Fachmann vor Ort; dann am liebsten warm mit Vanillesauce.
Im Urlaub an der bretonischen Küste oder im Ti Breizh (Außenplätze auf einem Ponton mitten im Hamburger Nikolai-Fleet gelegen) gönne ich mir oft eine Apfel-Galette, eine Art herzhafter Crepe bzw. Buchweizenpfannkuchen. Wenn es zu Hause mal schnell gehen soll oder überraschend Besuch kommt, einfach eine Rolle Fertig-Blätterteig verwenden. Den gut gekühlten Teig in vier Streifen schneiden, die zuvor klein geschnittenen, etwas gezuckerten Früchtchen damit einrollen und knusprig braun aufbacken.
Für den Smoothie – pro Portion – zwei Äpfel waschen und klein schneiden und dann zusammen mit einer Banane und einem Schuß Aprikosen- oder Orangensaft in den Mixer geben. Nach ca. 4-5 Sekunden den Mixer oder Pürierstab wieder anhalten und den Restsaft (200 ml) sowie nach Belieben 50 ml Wasser und ggf. 3-4 Eiswürfeln hinzufügen. Je nach Geschmack mit Minzblättern oder Dekolaune garnieren. Alternativ funktioniert auch die Beimischung von Trauben.
Zum Geschmacks-Hit wird der Apfel-Salat z. B. durch die Kombination mit Blattspinat und Schafskäse. Dafür 300 Gramm Blattspinat und einen Apfel waschen, beides in kleine Streifen oder Würfel schneiden. Für das Dressing 3 Eßlöffel Olivenöl und ein Eßlöffel Zitronensaft mischen, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Eine Hand voll Walnüsse oder Mandeln zerhacken, 100 Gramm Schafskäse zerbröseln und die Zutaten auf der Blattspinat-Apfelmischung verteilen. Mit dem Dressing vermengen, ca. 5 bis 10 Minuten durchziehen lassen und ggf. mit etwas geröstetem Weißbrot oder Fladenbort servieren.
Also dann: Guten Appetit, bleiben Sie gesund und fit.
P.S. Ob Sie die Äpfel erst vierteln und dann mit dem Messer abschälen oder sie kreisrund mit einem Apfelschäler enthäuten, bleibt Ihre höchst eigene Philosophie. Wenn möglich sollte man Äpfel gar nicht schälen, da direkt unter der Schale die meisten gesunden Nährstoffe, Vitamine und Ballaststoffe stecken. Wichtig ist dabei jedoch das Obst zuvor gründlich zu waschen und zur Aufnahmevermeidung von Pestizidrückständen am besten Äpfeln aus biologischem Anbau verwenden. Alternativ beim Kauf anstelle von pestizidintensiven Sorten ggf. auf robuste, meist weniger gespritzte Sorten wie Ariane, Rustica oder Ladina achten.