Flaschen tauchen hierzulande bekanntlich eine Menge auf, das ist nichts Neues. Relativ neu ist, dass die mit Flüssigkeit befüllten Einweg-Getränkeverpackungen aus Kunststoff oder PET – bis zu 3 Litern – lt. einer EU-Richtlinie dauerhaft mit dem Behälter verbunden bleiben müssen.
Rettet die Plastikplage die Umwelt?
Klar ist, wir wollen die Klima-Katastrophe jetzt mit allen Mitteln verhindern; deshalb bleibt die Kappe dran. Wäre ja auch zu blöd, wenn bei dem vielen Plastik im Meer die Schraubverschlüsse auch noch solo rumtreiben würden, sprich ohne Flasche. Nichts anderes bei verantwortungslos in die Landschaft geworfenen PET Tüten oder Plastikflaschen; die sollen nicht ohne Deckel sein. Verwirrend darf man das schon mal finden, weil die Deckelfrage wohl kein großes Problem sein sollte. Ist sie aber nach Ansicht der EU-Umweltexperten schon, sonst hätte man wohl keine Verordnung daraus gemacht. So ist das heutzutage, wenn man sich global nicht auf die entscheidenden Zäsuren verständigen kann und immer wieder in Ausreden abtaucht und materiellen Interessen den Vortritt lässt, dann tut so ein Trostpflaster total gut. Sozusagen der gedeckelte Beweis dafür, der globalen Vermüllung etwas Sinnhaftes – Fragezeichen/Ausrufezeichen – entgegenzusetzen.
Leute, es ist wirklich wild, denn wenn ich so einen thethered Cap (das also die englische, offizielle Bezeichnung für die festsitzenden Deckel) an der Flasche sehe, dann muss ich an meine Florida-Rundreise im März dieses Jahres zurückdenken. Da habe ich so viel Plastik gesehen, wie nie zuvor in meinem Leben. Gefühlt besteht da jede Verpackung aus Plastik und es wird auch alles entgeltlos in Plastik verpackt. Great Amerika: immer groß, immer viel und ganz viel in Plastik. Auch in guten Hotels isst und trinkt man beim Frühstück alles vom Plastik, schließlich ist der Klimawandel erfunden und Müllberge im großartigen Amerika kein Problem. Arglos und wie selbstverständlich schiebt man deshalb die kompletten Frühstücks-Überreste inklusive Getränke- und Kaffeepfützen in große, blaue Plastiksäcke. Wo die hinkommen scheint niemanden zu flashen.
Werbung für Umweltbewusstsein
Bei uns geht das anders. Hier wirbt die Politik für Selbstverantwortung. Millionen Euro landen in Werbekampagnen, die an der Menschen Müll-Bewusstsein rütteln und überaus sensibel den selbstverständlichsten Gedanken dieser Welt zünden soll, nämlich den, seinen Müll samt Deckeln im nächsten Abfalleimer zu entsorgen, anstatt allen Unrat einfach auf der Straße fallen zu lassen oder in der Walachei zu zerstreuen. Möglicherweise in der Überzeugung, dass da andere Menschen für die ordnungsgemäße Entsorgung zuständig sind.
#cleanffm
Frankfurt am Main hat sogar eine Sauberkeitsinitiative namens #cleanffm. Eine Mitmach-Community, die zu mehr Sauberkeit, zu mehr Lebensqualität und zu mehr Frankfurt einlädt. Jede Menge Aktionen und Projekte rund ums Thema „saubere Stadt“ werden da zum Mitmachen angeboten. Da fragt man sich doch, warum in Frankfurt auf der Zeil (für Nichtkenner: die Einkaufsstraße im Herzen der Stadt ist 1,2 km lang) 5 x im Jahr 10.000 Kaugummiflecken entfernt werden und in Tokio oder Singapore weder Kaugummiflecken auf Straßen, in den Övis oder sonst wo ekelhaft rumkleben. In Japan gibt es nicht einmal öffentliche Mülleimer, denn da nimmt jeder seinen Scheiß einfach wieder mit. Ich bin immer noch überzeugt: so gehört sich das. Ich habe es so gelernt und soweit mir bekannt, alle aus meiner Generation. Nun höre ich, dass die sauberen Japaner das in ihrer Kultur verankert haben, also quasi gar nichts dafürkönnen, dass sie ihren Müll dort hinbringen, wo er hingehört. Wohl sowas wie in die Wiege gelegt. Leute, ehrlich, das ist doch alles völlig gaga: wir – Entschuldigung – kacken uns doch global einfach so lange ins Nest, bis die braune Soße überläuft und das System kippt. Bis es soweit ist, haben wir dann zumindest den Deckel am Flaschenhals. Zum Wohl.