Dass das Alter auch Krankheiten mit sich bringt – oder zumindest mit sich bringen kann – wollte ich früher nicht so richtig glauben. Ist aber so. Darüber zu reden ist von Haus aus auch nicht mein Ding. Schon gar nicht in großer Runde mit allen möglichen Menschen, die dann sofort mit der langen Liste ihrer Leiden aufwarten und dir zu verstehen geben, was für ein kläglicher Jammerlappen du doch bist. Auch die vielen Dr. med.-Internet-Spezialisten und Ich-weiss-alles-besser-Typen nerven einfach nur total ab.

Nichtsdestotrotz hat es mich auch schon so richtig gebeutelt und zwar in einer Form, die mir echte Zweifel beschert hat, ob das nochmal wird. Und – so jedenfalls meine Erfahrung – es wird auch nicht wieder einfach so, du musst dich anstrengen und an dir arbeiten. Und zwar immer mehr, je älter du wirst. Das kostet Kraft, unendlich viel davon. Dabei habe ich nicht einmal gehadert und nachgefragt, warum denn ausgerechnet ich. Nein. Ich hab‘ versucht, es zu nehmen wie es kam und mich wieder aufzurappeln. Einfach ist das nicht.

Richtig krank zu sein ist demnach für mich das fieseste an diesem Alterungsprozess und es schwant mir, dass es nur schlimmer werden kann. Dabei schauen wir auf immer längere Lebenszeiten und da liegt keine Frage näher, ob sich das wirklich immer so lohnt – das mit dem längeren Leben. Für mich ist Leben an eine gewisse körperliche und geistige Autonomie mit Lebensqualität gekoppelt und wenn ich die nicht mehr haben kann, dann macht das Leben für mich einfach keinen Sinn. Schwerlast für andere zu sein auch nicht.

Aber zurück zum Kranksein. Es sind nicht nur die Momente der Akut-Erlebnisse, sondern auch das ganze Drumherum. Warten ist etwas davon. Im Krankenhaus wartest du auf den Arzt und auf die Schwestern. Wenn du zu Hause bist und ärztliche Betreuung brauchst, wartest du wieder, nämlich in Wartezimmern. Möglicherweise sind Ämter noch schlechter getaktet, aber bei Ärzten… das turnt mich echt ab. Mit Nachfragen machst du dich extrem unbeliebt, egal ob zu Wartezeiten oder zur Krankheit an sich. Dabei habe ich den Auftrag der verschiedenen Fachrichtungen im weißen Kittel immer so verstanden, dass sie helfen sollen, Gesundheit wiederherzustellen. Die Warterei hat für mich nichts Gesundes, so viel steht fest.

Neben dem Warten ist auch der Umgang mit Patienten nach meinen Erfahrungen oft mangelhaft. Wenn ich krank bin treibt mich instinktiv ein gewisses Verlangen nach Auskunft, ein menschlicher Austausch über das, was meine Krankheit betrifft – Fortschritte, Rückschläge, die Möglichkeiten, wieder gesund zu werden. Mein Anspruch an die Kommunikation ist weiß Gott keine Besondere. Neben der Tatsache, dass ich Patientin bin, bin ich ja auch Kundin und wenn ich darüber nachdenke, wie ich mit meinen Kunden umgehe, dann ist es das, was ich auch von einem Arzt erwarte. Zugewandtheit, Menschlichkeit, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit – einfach die Basics. Das ist nicht Standard. Mein Erfahrungsschatz reicht von abgefertigt werden bis hin zur Gesprächsverweigerung. Alles wenig gesund, finde ich.

Im Umgang mit Schmerzen bin ich mittlerweile geübt. Angst habe ich trotzdem. Angst vor überflüssigen Einstichen, Angst umsonst malträtiert zu werden, man ist da oft wirklich nicht zimperlich. Vielleicht geht Kranksein nicht immer schmerzfrei. Was immer geht ist ein Bemühen, es für den Patienten so wenig schlimm wie möglich zu machen. Verständnis und ein gutes Wort hilft immer.

Am Ende ist es, wie schon meine Großmutter gesagt hat: „die beste Krankheit taugt nichts.“

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