Um es gleich vorweg zu nehmen: Mit Mystik und Geheimniskrämerei hat das Ansinnen der heutigen Freimaurer wenig zu tun, auch wenn eine gewisse Symbolik wie Zirkel, Winkelmaß, das allsehende Auge und versteckte Handzeichen eine Rolle spielen. Ihre Treffen finden auch nicht im Geheimen, wohl aber in eigenen Räumlichkeiten (i.S. eines geschützten Raumes als eine Form der Geselligkeit) unter ihren Mitgliedern statt, die über die Gesprächsinhalte Diskretion üben. Die meisten Daten und Regeln sind – wie bei anderen Vereinen auch – auf ihren Webseiten nachzulesen. Regelmäßig finden für Interessierte sog. Gästeabende oder „Tage der Offenen Tür“ statt. Eine gute Gelegenheit, sich einmal näher mit dem Thema zu beschäftigen und sich mit Vertretern – im konkreten Fall der Loge „Unitas“ in Mannheim – zu einigen Punkten auszutauschen. Immerhin waren und sind viele maßgebliche Künstler, Gelehrte und Politiker Mitglieder einer Loge.

Die Freimaurer verstehen sich als ein ethischer Bund freier Menschen (lange Zeit nur Männer) mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu Selbsterkenntnis und einem menschlicheren Verhalten führe. Dementsprechend sind die fünf Grundideale der Freimaurerei ähnlich der französischen Maxime: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Seit Jahrhunderten ein erstrebenswertes Anliegen, das der Menschheit aber nur zum Teil gelingen mag.

Die Spuren der Freimaurer in Mannheim gehen auf das Jahr 1727 zurück. Das heutige Logenhaus in L 9,9 wurde im März 1952 eingeweiht, nachdem das prachtvolle alte Haus von 1885 im März 1945 zerstört wurde. Die „Unitas“ war nach eigenen Angaben übrigens die erste Loge Deutschlands, die sich bereits vor über 40 Jahren auch gegenüber Frauen öffnete.

Die Zahl der Freimaurer schätzt man weltweit (je nach Quelle und Ausprägungsform)  auf 2,5 bis 5 Millionen; davon entfallen ca. zwei Drittel auf die USA. Für Deutschland liegen die Angaben um die 15.000 Mitglieder. Nach ihrem Selbstverständnis vereint die Freimaurerei Menschen aller sozialer Schichten, Bildungsgrade und Glaubensvorstellungen. Die erste Großloge wurde 1723 in London/ Großbritannien gegründet (Ableitung des Begriffes Loge vom englischen „Lodge“) und bildet gemeinsam mit den Salons und Lesegesellschaften der frühen Aufklärung in ganz Europa eine neue Form von Verbreitung modernen Gedankengutes. 

Außenansicht des Logenhauses der Unitas in L 9,9

Die Freimaurerei ist seit je her von Spekulationen und gewissen Verschwörungstheorien umgeben, da sie sich dem Grundsatz der Verschwiegenheit verpflichtet sieht, d.h. Bräuche und Logenangelegenheiten werden nicht nach außen getragen. Trotzdem sind die meisten Rituale durch einschlägige Literatur zugänglich und die Örtlichkeiten sind für Jedermann auch äußerlich erkennbar. Die Zeremonien und die „Alten Pflichten“ der spekulativen Freimaurerei werden auf Gebräuche und Unterlagen historischer Steinmetzbruderschaften aus den 14. und 15. Jahrhundert zurückgeführt. Freimaurer treffen sich zur „Tempel-Arbeit“ in meditativer Atmosphäre oder anderen Orten zu Vorträgen und Diskussionen. Die meisten Logen in Deutschland sind eingetragene Vereine, allerdings mit eigenen internen Organisationsstrukturen. Ihre Finanzierung erfolgt durch Mitgliedsbeiträge; laut „Unitas“ 30.- Euro pro Monat.

Symbole und Ethymologie

Zwei der bekanntesten freimaurerischen Symbole sind Winkelmaß und Zirkel, die für Gerechtigkeit und Humanität stehen.

Das Verhältnis zwischen Freimaurerei und Religion ist differenziert zu betrachten. Während in der französischen Tradition wurzelnde Logen religiöse Festlegungen vermeiden und sich als rein weltlicher, ethischer Bund sehen, setzen englische Gruppierungen (dazu zählen auch die meisten in Deutschland aktiven Logen) grundsätzlich eine göttliche Ordnung voraus. Ein explizites religiöses Bekenntnis des einzelnen Mitglieds wird jedoch nicht gefordert. Die Katholische Kirche sieht die Zugehörigkeit zur Freimaurerei als unvereinbar mit ihren Grundsätzen an. Kardinal Ratzinger bzw. der spätere Papst Benedikt XVI soll einmal den Ausspruch getan haben: „Der Tempel der Freimaurer ist die Synagoge der Hölle“. Ein mehrfach problematisches Statement, das an dieser Stelle nicht weiter kommentiert werden soll. Auch die arabische  Welt erklärte 1974 in Mekka die Freimaurerei als nicht vereinbar mit dem Islam. Umgekehrt wurde die Freimaurerei von den Nazis verboten. 

Der Begriff Freimaurer entstammt wahrscheinlich dem englischen „Freestone“ (einer Grafschaft in Kent mit vielen Steinmetzen und Bildhauern) bzw. „Freemason“ im 15./ 18. Jahrhundert. Die geschichtlich überlieferten Symbole wie Maurerkelle, Winkelmaß und Zirkel gehören daher noch heute zum Inventar der Freimaurer. Die Freimaurerei wird oft auch als „Königliche Kunst“ bezeichnet. Dies basiert auf einem Bibelzitat (Jakobus 2,8) und philosophischen Überlegungen. Platon bezeichnete mit diesem Begriff die Philosophie (Liebe zur Weisheit). Der Begriff hat also keinen Bezug zum Herrschertitel.

Ziele und Werte

Neben der mittelalterlichen Steinmetz- bzw. Bauhüttenkultur und deren Werkgeheimnisse, bekennen sich je nach  Großloge viele Freimaurer zum Schöpfungsprinzip des Allmächtigen Baumeisters aller Welten. Die jeweils verwendeten Symbole vermitteln gemeinsame Werte und Ideen; die sog. „Weltbruderkette“ symbolisiert internationale Verbundenheit und Brüderlichkeit aller Menschen.

Der Sitz der Logen, ihre Vorsitzenden und ihre Satzungen sind bekannt, ihre Schriften und Beschreibungen von Ritualen der Freimaurerei für jeden in Bibliotheken und Archiven öffentlich zugänglich. Sie sind also kein Geheimbund im Sinne einer konspirativen Untergrundtätigkeit, sie wollten/ mußten Freiheit, Gleichheit und Aufklärung im Geheimen pflegen, was ein fast allgemeines Merkmal des späten Absolutismus war.

Das Ziel der Freimaurerei liegt bis heute darin, die zuvor genannten fünf Grundsätze im Alltag zu leben. Im freimaurerischen Sinn bedeutet Humanität die Lehre von der Würde des Menschen ohne gesellschaftlich bedingte Unterschiede. Emanuel Schikaneder, selbst Freimaurer wie Wolfgang Amadeus Mozart, bringt diese Einstellung im Libretto von Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ mit den Worten „Er ist Prinz, noch mehr, er ist ein Mensch!“ zum Ausdruck. Auch der Dichter G. E. Lessing verteidigt den Gedanken der Gleichheit, auch wenn er ihn in den Logen seiner Zeit nur unzulänglich umgesetzt sieht und den Ausschluss der Juden kritisiert.

Symbole und Ehrenzeichen

Gründungsurkunde des femininen Logenzweiges der Unitas 1983

Rituale und Grade

Anzahl und Art der Freimaurergrade unterscheiden sich nach Lehrart. So haben z. B. die Schwedischen Systeme insgesamt neun, die Schottischen Systeme bis zu 33 Grade (samt Orden und Ehrenzeichen). Grundsätzlich beginnen aber alle Systeme mit den Graden: Lehrling, Geselle und Meister. Diese Stufen werden auch als „Johannisfreimaurerei“ bezeichnet und symbolisieren den Weg der persönlichen Weiterentwicklung respektive des ethischen Reifeprozesses oder die Vollkommenheitsstufen der Mitglieder.

Aufnahme in eine Johannisloge oder Hochgradloge

Die Aufnahmekriterien unterscheiden sich je nach Loge und Lehrart nur unwesentlich; ein positiver Leumund ist dabei unbedingte Voraussetzung. Darüber hinaus sollte ein Kandidat die Volljährigkeit erreicht haben, die Altersgrenze ist jedoch nicht bindend. Damit hat im Prinzip jeder Interessierte die Möglichkeit, eine Loge zu kontaktieren und um Aufnahme zu bitten. Bei der „Unitas“ vergeht in der Regel ein gutes Jahr, in dem man sich gegenseitig bei Gästeabenden kennenlernt, bevor eine Aufnahme erfolgt. Was genau die Leute in der heutigen Zeit zum Beitritt veranlaßt, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Wahrscheinlich ist es neben dem Gedankenaustausch in gepflegter Umgebung, auch die Teilhabe an einem hilfreichen Netzwerk in vielen Lebenslagen.

Nach welchem Modus die Aufnahme bei der „Unitas“ vollzogen wird, war nicht Gegenstand des Gesprächs. Man versicherte jedoch, daß jeder einen ganz individuellen, persönlichen Grund zum Beitritt habe. Im konkreten Fall nannten beide Gesprächspartner u.a. einen beruflichen Bezug: nämlich Vergleichende Religionswissenschaften und Musikwissenschaft. Allgemeinhin wird der/ die Aufnahmewillige von einem Aufnahmeausschuss zu seinem/ ihrem  Wunsch, Freimaurer zu werden, befragt. Sobald sich ein sog. Bürge findet und der Ausschuß eine positive Empfehlung ausspricht, erfolgt die sog. Kugelung (Ballotage). D.h. die Brüder/ Schwestern stimmen geheim über die Aufnahme mittels weißer und schwarzer Kugeln ab. Wer eine schwarze (also ablehnende) Kugel wirft, muß sich zu erkennen geben und die Entscheidung begründen. Kommen drei oder mehr schwarze Kugeln in geheimer Abstimmung zusammen, gilt der Aufnahmesuchende als zurückgestellt oder abgewiesen. Das eigentliche Aufnahmeritual findet während der sog. Tempel-Arbeit statt. Bei einem „Ja“ werden dann Mitgliedsbeiträge und Kosten für typische freimaurerische Bekleidung (Schurz, Handschuhe, Bijou und ggf. Hoher Hut) fällig. Ebenso ist im Laufe der Zeit ein Kostenbeitrag für die Beförderung und Erhebung in den Gesellen- und Meistergrad zu entrichten. Aufnahmewilligen mit schwachem finanziellem Hintergrund (wie Studenten, Schülern, Arbeitssuchenden etc.) werden die Kosten meist erlassen oder gestundet.

Austritte sind üblich und werden als „ehrenvolle Deckung“ bezeichnet. Wechsel zu Logen einer anderen Lehrart oder Großloge sind ebenfalls nicht ungewöhnlich.

Für die Arbeit in den weiterführenden Graden, d.h. über den Meistergrad hinaus (in eine Hochgrad-Loge), existieren keine festgelegten Aufnahmekriterien. In der Regel kann man sich dafür nicht bewerben, man wird vielmehr gefragt, ob Interesse besteht. Sog. „Hochgrad-Logen“ entscheiden über die Beitrittszulassung bzw. -einladung intern und geben weder über Beweggründe, noch über Entscheidungen Auskunft.

Zugang zum Tempelraum der Unitas

Mittig der „Meister vom Stuhl“, im Vordergrund der Sprecher
das allsehende Auge

Aufbauorganisation der Logen

Alle Freimaurer verstehen sich unabhängig von ihrem Grad oder ihren Aufgaben als gleichberechtigte Brüder und treffen Entscheidungen ihrer Loge demokratisch. Freimaurer-Logen organisieren sich wie bürgerliche Vereine; ihnen stehen ein Vorsitzender, der sog. „Meister vom Stuhl“ und dessen Stellvertreter (als Erster und Zweiter Aufseher bezeichnet) vor. Darüber hinaus werden ein Schatzmeister und Schriftführer (Sekretär) gewählt. Gemeinsam bilden diese fünf Personen/ Positionen den Vorstand der Loge, den sog. Beamtenrat. Darüber hinaus werden meist weitere Mitglieder mit besonderen Aufgaben betraut: wie der Redner (eine Besonderheit kontinentaler Logen), die Schaffner (zuständig für das Haus und die Verpflegung), der Gabenpfleger, Musikmeister, Archivar und Zeremonienmeister. Dazu kommen Ausschüsse, wie z. B. der Aufnahmeausschuss und das Ehrengericht.

Politik und geschichtliche Würdigung

In allen Lehrarten sind Streitgespräche über Tages-, Parteipolitik oder Religion (besonders konfessionelle) verboten. Dies wurde im Auftrag der Ersten Großloge von England von Prediger James Anderson 1723 so verfasst und veröffentlicht und gilt bis heute als freimaurerisches Grundgesetz. 

Auch sollt ihr nichts tun oder sagen, das verletzen oder eine ungezwungene und freie Unterhaltung unmöglich machen könnte. Denn das würde sich nachteilig auf unsere Eintracht auswirken und den guten Zweck vereiteln, den wir verfolgen. Deswegen dürfen keine persönlichen Sticheleien und Auseinandersetzungen und erst recht keine Streitgespräche über Religion, Nation oder Politik in die Loge getragen werden.“

Als ethisch-philosophische Gesellschaft engagiert sich die Freimaurerei „entschieden gegen Illegalität und macht es  ihren Mitgliedern zur unbedingten Pflicht, die Landesgesetze zu beachten. Zudem widerspricht es der Toleranzidee der Freimaurerei, ihren Mitgliedern eine bestimmte politische Auffassung vorzuschreiben oder zu verbieten. Ein lobenswertes Ansinnen, das bei der heutigen Verknüpfung von Wirtschaft und Politik aber nur schwer realisierbar erscheint.

In Frankreich sind die Freimaurer und die dortigen Logen im kulturpolitischen Alltag seit je her wesentlich präsenter. So sprach sich bereits 1748 der Philosoph und Freimaurer Montesquieu persönlich für den Grundsatz einer dreiteiligen demokratischen Gewaltenteilung in Judikative, Exekutive und Legislative aus und trat bereits 1789 für Menschen- und Bürgerrechte in Form einer „Freimaurer-Demokratie“ ein.

Im Jahr nach der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (1776) ging der Marquis de La Fayette nach Amerika, um dort seine Ideale der Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit zu propagieren. Konkret ging es um die Bürgerrechte von Protestanten und die Abschaffung der Sklaverei, die Thomas Jefferson 1776 in Virginia erarbeitet hatte. In dieser Zeit wurde er in Gegenwart von George Washington in eine sog. Militärische Freimaurer-Loge in Morristown aufgenommen. Bei Rückkehr nach Frankreich bereitete man La Fayette einen triumphalen Empfang, und Ludwig XVI nahm ihn in die Nationalversammlung auf. Nach George Washington traten in den Vereinigten Staaten von Amerika viele weitere Präsidenten wie Theodore Roosevelt oder Harry S. Truman öffentlich für die Prinzipien der Freimaurerei ein. Auch die legendäre Tänzerin und Sängerin Josephine Baker war Mitglied der femininen Freimaurer-Loge „Nouvelle Jerusalem“.

Nach dem Ersten Weltkrieg setzten sich Freimaurer wie Gustav Stresemann (ehem. dt. Außenminister), Austen Chamberlain und Aristide Briand  bei den Verhandlungen von Locarno 1925 nachhaltig für internationale Friedensbemühungen bzw. die Völkerverständigung ein. Aristide Briand kritisierte die harten Bedingungen des Versailler Vertrages gegenüber Deutschland und musste infolgedessen 1922 von den Regierungsgeschäften in Frankreich zurücktreten. Gustav Stresemann vertrat in Deutschland freimaurerische Werte, indem er sich für einen friedlichen Ausgleich mit Frankreich und für Deutschlands Aufnahme in den Völkerbund einsetzte. Als dies 1926 gelang, nutzte er bei der öffentlichen Beitrittsrede „freimaurerisches Vokabular“. Für ihren Einsatz erhielten Gustav Stresemann und Aristide Briand 1926 gemeinsam den Friedensnobelpreis

1955 wurde Beethovens Vertonung von Schillers Gedicht „Ode an die Freude“ (Oh Du schöner Götterfunken…) von dem Freimaurer Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi als Europäische Hymne vorgeschlagen. Der Text beschreibt das freimaurerische Ideal einer Gesellschaft gleichberechtigter Menschen, die durch das Band der Freundschaft verbunden sind. Das Gedicht entstand als Auftragsarbeit für die Tafel der Freimaurerloge „Zu den drei Schwertern in grüner Raute“ in Dresden. Auch der frühere hessische Ministerpräsident Holger Börner (1931–2006) bekannte sich öffentlich zur Freimaurerei. In der Schweiz war der erste Bundespräsident und langjährige Bundesrat, Jonas Furrer, ebenfalls Freimaurer. Bekannte österreichische Freimaurer und Politiker des späten 20. Jahrhunderts waren u.a. der ehemalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger sowie der frühere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk.

In geistigen Inhalten und äußerer Organisationsstruktur mit der Freimaurerei vergleichbar, aber ausschließlich jüdischen Mitgliedern vorbehalten, arbeitet seit dem Jahr 1843 bis in die Gegenwart die Organisation B’nai B’rith, der auch Sigmund Freud angehörte.

Die Rolle der Evangelischen Kirche und der Frau in der Freimaurerei

Im Gegensatz zu den Katholiken waren im 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum, genau wie in Großbritannien und den USA, zahlreiche Vertreter des protestantischen Adels und Bürgertums Mitglieder von Freimaurerlogen, so etwa von Blücher und Johann W. von Goethe.

Gemäß den „Alten Pflichten“ waren Frauen von der Mitgliedschaft in einer regulären Freimaurerloge ausgeschlossen. Diese Tatsache resultiert aus dem Umstand, dass es zur Zeit der Entstehung der Freimaurerei keine weiblichen Steinmetze in den mittelalterlichen Bauhütten gab. Die Frage wurde über die Jahrhunderte jedoch immer wieder diskutiert. Die Freimaurerei betont bei verschiedenen Anlässen und Ritualen, dass diese nicht misogyn ist. So wird bei der Aufnahme jedem Lehrling ein Paar weiße Handschuhe überreicht – für die Frau, für die man die „größte Achtung hegt“. Johann Wolfgang von Goethe überreichte sein Paar Frauenhandschuhe an seine Muse Charlotte von Stein: „Ein geringes Geschenk, dem Ansehen nach, wartet auf Sie“ (…) „Es hat aber das Merkwürdige, daß ich’s nur einem Frauenzimmer ein einziges Mal in meinem Leben schenken kann“.

Fürsten und Könige gründeten im Laufe der Zeit sog. Hoflogen, die an den Höfen der jeweiligen Regenten tagten. Der spätere preußische König Friedrich der Große hatte bereits als Kronprinz 1739 in seinem Schloß Rheinsberg die Loge „La loge premiére du Roi notre grand maître gründet. Nach seiner Thronbesteigung führte er als Logenmeister die Loge weiter und hielt am 20. Juni 1740 die erste Arbeit ab.

Die Freimaurerei in Deutschland

Die erste Freimaurerloge in Deutschland mit Namen „Absalom“ wurde am 6. Dezember 1737 gegründet. Eine Delegation dieser Loge nahm 1738, den besagten Kronprinzen von Preußen und späteren König Friedrich den Großen zum Freimaurer auf.  Ab 1739 übernahm Kronprinz Friedrich selbst die Aufgabe des Meisters vom Stuhl. Nach seiner Thronbesteigung 1740 hielt er die Tempelarbeiten in Schloß Charlottenburg ab.

Es gibt in Deutschland auch rein feminine und gemischtgeschlechtliche (Groß)-Logen mit Dialog in Fragen der Gleichberechtigung. Bei der „Unitas“ sind Frauen und Männer Mitglied, aber in getrennten Strukturen mit unterschiedlichen Themengebieten. 

Freimaurermuseen im deutschsprachigen Raum sind z.B. 

Schloss Rosenau nahe Zwettl in Niederösterreich, das Deutsche Freimaurer Museum in Bayreuth (seit 1902, hier ist auch das Original der freimaurerischen Verfassung hinterlegt ), St. Michaelisdonn in Dithmarschen, das Museum der Großen Landesloge von Deutschland (eines der drei größten Freimaurer-Museen Europas), Schloss Kuckuck in Sachsen (Raum mit historischer Ausstattung) und das Stadtmuseum Aschersleben (öffentlich zugänglicher Tempel der Loge „Zu den drei Kleeblättern“)

im Clubraum der Unitas
Mozart und Friedrich der Große einträchtig nebeneinander
Versammlungs-/ Vortragssaal im Erdgeschoß
Mozartvortrag von Musikwissenschaftler und Konzertgeiger Vladimir

Auszug freimaurerischer Persönlichkeiten und ihre Werke

Allen voran Wolfgang Amadeus Mozart mit diversen Werken wie z.B. „Die Zauberflöte“, Lobgesang auf die feierliche Johannisloge „O heiliges Band“, Gesellenreise, Maurerische Trauermusik, Kleine teutsche Kantate: Die ihr des unermeßlichen Weltalls Schöpfer ehrt, Eine kleine Freimaurer Kantate usw.

Wie mein Gesprächspartner, der Musikwissenschaftler und Konzertgeiger Vladimir zu berichten weiß, schrieb Mozart, der u.a. 1777- 1787 in der Residenzstadt Mannheim weilte, um eine Hofstelle am Landestheater des großen Kurfürst Karl-Theodor zu erhalten, regelmäßig Musikstücke mit freimaurerischen Inhalten. Souverän präsent der Künstler anschließend in Klavierbegleitung zwei Mozart-Kantaten und ein lebhaftes Rondo. 

Weitere den Freimaurern zugeneigte Komponisten waren u.a. Haydn, Liszt und Sibelius (Musique Réligieuse Opus 113, Lobeshymne und Ode an die Brüderlichkeit 1946), Freestone: Temple of Humanity

Neben G. E. Lessing (Nathan der Weise) und Schiller (An die Freude) nahm unter den Dichtern vor allem Johann Wolfgang von Goethe eine herausragende Stellung ein, in dem er die folgenden Stücke schrieb: Symbolum, Verschwiegenheit, Trauerloge, Dank des Sängers, Zur Logenfeier des 3. Septembers 1825.

FAZIT: Ohne Frage sorgt das Logenwesen samt seiner Zeremonien bei Kerzenlicht unter dem allsehenden Auge und bei qualifizierten Gesprächen für ein interessantes Erleben. Sie verstehen sich definitiv nicht als Sekte mit Missionierungsanspruch. Für mich persönlich käme aber allenfalls eine liberale Loge ohne Geschlechtertrennung in Frage. Wer mehr über das Logenwesen der Freimaurer erfahren möchte, kann dies auch im Buch „Freimaurer in 60 Minuten“ nachlesen.

Die Räumlichkeiten und die Ausstattung der „Tempel“ sind von Ort zu Ort verschieden. So wurde mir versichert, daß das Haus der „Unitas“ in Mannheim (im Umkreis gibt es noch sieben weitere Logen mit insgesamt ca. 200 Mitgliedern) zwar gediegen eingerichtet sei, es aber bei weitem luxuriösere Logenhäuser gäbe. Im hiesigen Treppenhaus hängen die Zeichnungen vieler berühmter Freimaurer – u.a. Mozart und Friedrich der Große einträchtig nebeneinander

Was (sich) beide heute wohl zu sagen hätten und die Europa- bzw. Weltlage kommentieren würden? Der „Alte Fritz“ würde ob der endlosen Diskussionen mit oft wenig Realitätssinn ohne Durchschlagskraft wahrscheinlich nur den Kopf schütteln und Mozart sich noch mehr in seine Musikwelt flüchten. Ob der aktuell vermeintlichen Unsicherheit, „was man wohl noch sagen darf, Kritik unerwünscht“, erscheinen gut vernetzte Logen bei freiem internen Gedankenaustausch einerseits angesagt wie einst, ob der Struktur allerdings auch anfällig für „Meinungs-Streamlining“ – egal welcher Couleur..      

 

Fotos: PFritz
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