Sein Name ist Céphas BANSAH, vollständig Togbe Ngoryifia Céphas Kosi Bansah. Geboren ist er am 22. August 1948 in Hohoe, Ghana. Er ist König in Gbi Traditional Area Hohoe, und Spiritual and Traditional King des Volkes der Ewe, die in Gebieten in Ghana, in Togo, Benin und in Nigeria leben.
Seinen festen Wohnsitz hat der heute 75-Jährige aber schon seit Beginn der Siebziger Jahren in Ludwigshafen am Rhein. Das kommt nicht von ungefähr, denn hier betreibt er als Kfz-Meister eine KfZ-Werkstatt und seine Frau Gabriele Akosua Bansah ist Deutsche. Sein Großvater, aufgewachsen in der ehemaligen deutschen Kolonie Deutsch-Togoland wollte immer, daß eines der Kinder im „Musterland Deutschland“ Fuß fast.
Welche Aufgaben er auf zwei Kontinenten wahrnimmt und wie es dazu kam, kann man in seiner Biographie KÖNIG ZWISCHEN ZWEI WELTEN sowie auf der Facebook-Seite https://www.facebook.com/koenigcephas.bansah und der Website des Königlichen Haushaltes nachlesen. (http://www.koenig-bansah.de/)
Ich aber wollte genaueres über den Menschen erfahren und man gewährte mir dankenswerter Weise kurzfristig eine wirklich ganz private Begegnung: ohne Pomp, aber umso herzlicher.
Ghana (https://de.wikipedia.org/wiki/Ghana) hat 32 Mio Einwohner und der Unterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung ist groß. Seine Hauptstadt, das heute quirlige Accra (ca. 2,6 Mio Einwohner) wurde im 14. Jahrhundert vom Volk der Ga gegründet, später war es portugiesischer Handelsstützpunkt. Bis zu seiner Unabhängigkeit 1957 (erstes Land Afrikas) war das Land an der sog. Goldküste ab 1870 Britische Kolonie. Daher ist die übergeordnete Landesprache – neben etwa 50 lokalen Sprachen – heute noch Englisch. Ghana gilt als sicheres Reiseland, hat schöne Strände und punktet mit pittoresken Fischerdörfern. Die meist tropische Schwüle und Temperaturen bis 40 Grad C. muß man allerdings mögen. Das Land ist grün, hat einige Nationalparks, aber kein so ausgeprägtes „Wildlife“ wie Namibia oder Südafrika. Wichtige Exportgüter sind Kakao und Kaffee, aber auch Erdöl und Erdgas.
Königreich und Status der Familie
Das Reich König Bansahs ist der Bezirk Gbi in der Voltaregion, im Osten Ghanas an der Grenze zu Togo. Rund 360.000 Menschen leben dort, das Volk der Ewe verteilt sich auf die Länder Ghana, Togo, Benin und Nigeria. Zum Vergleich: die Fürstentümer Monaco und Liechtenstein haben nicht Mal 40.000 und ganz Island auch nur 380.000 Einwohner.
Doch seit vielen Jahrzehnten lebt und arbeitet er als Kfz- und Landmaschinenmeister in Ludwigshafen, da er sein Volk überzeugen konnte, seine Aufgaben von Deutschland aus besser ausüben zu können.
Zur Königlichen Familie zählt weiterhin seine Frau Gabriele Akosua Bansah, genannt Mama Ngoryisi Amewonor I und offizielle Königin in Hohoe. Des weiteren sein Sohn Prinz Carlo Koku Bansah (BWL Bachelor of Arts, Leiter des DRK Vorderpfalz) sowie seine Tochter Prinzessin Katharina Akosua Bansah, die als selbständige Kommunikations- und Graphikdesignerin tätig ist. Sie hat als einzige die doppelte Staatsbürgerschaft.
Sucht man seinen Namen im Internet, stößt man auf eine informative Website, die ihn u.a. bei der Ausübung seines Amtes auf beiden Kontinenten und der beeindruckenden Inthronisierung zeigt. Des weiteren werden die zahlreichen Projekte in seinem Territorium vorgestellt und eine Reihe von „Royal Orders“ gezeigt, die Sammler ab 160.- Euro erwerben können. Titel oder politische Ränge sind damit (absichtlich) nicht verbunden: https://order-of-the-eagle-of-hohoe-gbi.jimdosite.com/
Das Prinzip der Patrilineage
ER ist ein bodenständiger Mann mit viel Charisma und Witz und immer auf dem Sprung. Wenn er allerdings Ornat trägt, wirkt er verändert, eher ernst und sich seiner Verantwortung bewußt.
Das wirtschaftliche, religiöse und politische Leben der bäuerlichen Ewe ist geprägt von der Patrilineage. So lautet die Bezeichnung für die Sozialeinheit, deren Angehörige alle von einem gemeinsamen väterlichen Ahnen abstammen. Das Oberhaupt verwaltet den Besitz, schlichtet Streitigkeiten und repräsentiert die Lineage in allen Angelegenheiten. Land und Wasserläufe sind gemeinsamer Besitz und werden für die Nachkommen gepflegt und erhalten. Oberstes Gebot ist gegenseitige Hilfeleistung. In der Vergangenheit lebten die Ewe in Großfamilien zusammen. Ihre Häuser errichteten sie meist aus Lehm, Holz, Stroh und Gräsern, was einen guten Temperaturausgleich ermöglichte. Die Tagesdurchschnittstemperatur liegt bei ca. 30 Grad, auch nachts kühlt es selten unter 24 Grad C. ab. Heutzutage werden jedoch stabile und langlebige Häuser wie nahezu überall auf der Welt mit modernen Baumaterialien hergestellt, was die Temperaturverhältnisse in den Häusern allerdings eher nachteilig verändert.
Die Männer sind dazu verpflichtet, für den Unterhalt der Familie aufzukommen (und der König für sein Volk). Dennoch versorgen die Frauen die Märkte mit Stoffen, Töpferwaren und frischen Nahrungsmitteln, um finanziell zum Unterhalt der Familie beizutragen und sich Schritt für Schritt etwas Unabhängigkeit zu schaffen. Bansah selbst sieht eigentlich nur Vorzüge in der Gleichberechtigung von Mann und Frau. „Wenn ein Mann mit Frauen Probleme hat, ist er selbst daran schuld“, meint er selbstbewußt.
Seine Hoheit bittet zum Kaffee
Beim Betreten seines Hauses wird schnell deutlich, wer hier zu Hause ist. Die Einrichtung ist ohne Frage eine Assemblage aus Deutschland und vor allem Ghana. Seine Insignien der Macht stechen sofort in’s Auge. Die Fahne trägt die Nationalfarben von Ghana, ergänzt um diverse Symbole wie einen Adler und die Krone. An den Wänden hängen zahlreiche Orden und Ehrenzeichen sowie eindrucksvolle Fotos, die ihn mit Prominenten wir B. Clinton, F. Beckenbauer oder H. Kohl , ja sogar auf einem Plakat in der Metrostation 5th Avenue in New York zeigen. Seinen Ornat trägt er natürlich nur zu offiziellen Anlässen, heute Jeans, Pullover und eine dunkle Steppweste.
Als erstes klären wir die Ansprache. Er lacht, Herr Bansah genügt in Deutschland natürlich, gleiches gilt für seine Frau. Beide sind noch voll im Werkstattgeschäft aktiv und ständig klingelt das Telefon. Das will organisiert sein. Aktuell engagiert man sich zusätzlich für ein städtisches Fahrradreparatur-Projekt für Flüchtlinge.
In seiner Heimatsprache Ewe heißt „guten Tag“ so etwas wie „undi“ und schon sind wir bei Kaffee und Chips mitten im Gespräch. Er führt mit seiner Frau ein offenes Haus und man darf so ziemlich alles, sich nur nicht auf seinen Thron setzen – „dann Kopf ab“ bemerkt er süffisant mit entsprechender Geste.
Nein, Diplomatenstatus haben er und seine Familie nicht, aber bei der Einreise bzw. Ankunft am Flughafen sei man wohl bekannt und werde von den Staatsbediensteten stets mit Respekt und vor allem freudig empfangen. Mindestens 3-4 mal pro Jahr sei man vor Ort. Von Flughafen-Accra aus sind es noch gut sechs Stunden Autofahrt bis zu seinem Dorf, wo ein großes Haus bereit steht. Dennoch ist Hohoe nicht das Ende der Welt, denn sogar auf der Hotelplattform „Booking.com“ ist es mit fünf Unterkünften vertreten (Durchschnittspreis ca. 25.- pro Nacht). In Hohoe fand im April 1992 auch die rituelle Initiation und Inthronisierung als Nachfolger seines Großvaters statt. Der Vater und der ältere Bruder kamen nicht Betracht, da sie beide Linkshänder sind und die linke Hand bei den Ewe als unrein gilt.
Wie reagierte damals Ihr Vater auf den Verbleib und die Hochzeit in Deutschland?
Warum überhaupt Deutschland? Damals nahm er an einem internationalen Austauschprogramm teil, organisiert von der Regierung in Bonn-Bad Godesberg. Seinen Abschluß bzw. die Meisterprüfung absolvierte er mit Auszeichnung und machte seinen Vater, als auch seinen Ausbilder (Fa. Schweizer) damit sehr stolz.
Seine beiden Kinder stehen einer Thronfolge offen gegenüber. Die beiden allein müßten sich zunächst über eine Amtsübernahme oder ggf. Doppelspitze einigen. Dann würden dies dem Ältestenrat mitgeteilt und dieser würde letztlich entscheiden. Sagen beide ab – wovon im Moment nicht auszugehen ist – würde die Nachfolgelinie an einen Bruder bzw. dessen Familie übergehen. 2018 wurde ein Film mit dem Titel „König Bansah und seine Tochter“ gedreht, der international Beachtung fand. Hier der Link zu einer Trailer-Version des preisgekrönten Dokumentarfilms von Agnes Wegener (mir liegt die Originalversion im mp4-Format vor, diese hat jedoch 1,6 GB): https://www.filmdienst.de/film/details/616262/konig-bansah-und-seine-tochter
Kontakt zur ghanaischen Regierung bestehe nur mittelbar, d.h. nur ein ausgewählter Vertreter seines Volkes nehme an Regierungssitzungen teil. Er und seine royalen Kollegen regeln vor allem die lokalen Bedürfnisse. Die Regierung nehme vorwiegend übergeordnete und außenpolitische Angelegenheiten wahr. „Die Könige – das House of Chiefs – haben das Sagen, regieren aber nicht im klassischen Sinne“. In den letzten Jahren kümmert sich König Bansah in den Dörfern rund um Hohoe insbesondere um die Wasserversorgung. Ein sicherer, bequemer Zugang zu möglichst vielen nahen Brunnen in den Dörfern mit sauberem Trinkwasser habe oberste Priorität. Bisher konnte König Bansah 21 Trinkwasserbrunnen mit Elektropumpen bauen. Deutsche Spendengelder und seine spielen dabei eine entscheidende Rolle und spontan zweigt er aktuelle Fotos von Projekten und Spendern auf seinem Handy. Offensichtlich seine Art sein Volk mit Bedacht in die Zukunft zu führen, den Spagat zwischen Tradition und Moderne zu meistern. Die Stromversorgung werde durch die Regierung geleistet, auch wenn diese noch auf dem Stand der 60-iger Jahre sei. Die sonstige Infrastruktur, vor allem die Straßen, könnten natürlich besser sein.
Was ist Ihnen, Frau Bansah damals durch den Kopf gegangen und haben Sie einer Hochzeit sofort zugestimmt? „Wir haben uns ja schon lange gekannt und erst 2000 geheiratet. Zuvor war ich bereits mehrfach im Land seiner Väter gewesen und fühlte mich immer willkommen. Mein Beiname „Mama Amewonor“ bedeutet übrigens „Mutter, die sich kümmert“.
Wo ER manchmal ganz Deutsch ist, ergreift SIE Partei für Afrika
Dabei übt SIE auch mal Kritik an Europa im Umgang mit Afrika. „Nach wie vor versuche man Afrika wirtschaftlich und kulturell klein zu halten“. Vor allem ehemalige Kolonialherren erzwingen sich Rohstoffe gerne zu Sonderpreisen oder man kauft überwiegend nur Rohprodukte, keine Halbfertig- oder Fertigprodukte ein, die in der Wertschöpfungskette wesentlich mehr einbringen. Als Beispiele führt sie u.a. den Uranpreis an. Lange Zeit habe Niger für ein Kilogramm Uran von Frankreich nur 85.- Euro pro Kilogramm erhalten, obwohl der weltweite Durchschnittspreis bei fast EURO 200.- liege. Togo und Ghana liefern ca. 80% der Welt-Kakao-Produktion, partizipieren aber nur zu 3% am Gewinn.
Mag sein, daß die Missionierung (wie z.B. die Schaffung einer Schriftsprache) auch Vorteile für Bevölkerung hatte, aber dennoch „habe der Zwangstausch früherer Werte und Symbole gegen die Bibel auch viele Wurzeln abgeschnitten“.
Auch für ihn sei es damals kein Zuckerschlecken gewesen, denn er mußte die Sprache lernen (beherrscht er heute ohne Akzent), sich hin und wieder gegen Rassismus wehren und stand seinerzeit gemeinsam mit einem weiteren Afrikaner in der Region völlig allein da. Keine internationalen Speisen oder Gewürze, kein Internet oder Skype mit der Heimat. Schnell habe er sich an das deftige Essen und typische Temperament der Pfälzer gewöhnt (gewöhnen müssen) und glücklicherweise bald seine „Königin“ gefunden. Seine Frau Gabi ist bis heute in beiden Welten Managerin und engste Vertraute. Und ja, von Kleinigkeiten abgesehen, würden sie alles genauso wieder so machen.
Die Leute in Deutschland und seinem Umfeld reagieren recht unterschiedlich, wenn er sagt, ein König zu sein oder sie ihn im Ornat sehen. Das ist keine Verkleidung oder gar kulturelle Aneignung. Besonders gut und passend für Europa erscheint mir persönlich die elegante Kombination aus dunklem Anzug und farbenfrohen Umhang mit landestypischem Design. Manchmal trifft er auch andere Royals, wie z.B. Prinz Leopold von Bayern, der lange Rennfahrer war und heute BMW-Repräsentant ist. Beide kennen sich schon länger und sehen sich regelmäßig beim sog. „Brazzel-Tag“ (jährlich Mitte Mai) in Speyer. Dann vereint beide Männer einzig das Motorengeräusch und die Schrauberleidenschaft.
Abschließend komme ich noch kurz mit seinem Sohn Carlo Bansah ins Gespräch und es stellt sich heraus, daß sein ehemaliger Kollege beim Roten Kreuz (DRK) Trauzeuge meines Mannes war. Und wir 1986 zudem genau an demselben Marmortisch im Trausaal des Ludwigshafener Rathauses unsere Unterschrift bei der Eheschließung geleistet haben wie später seine Eltern. So klein ist die Welt.
Wie erfolgt die Finanzierung seiner Landesprojekte?
Für die Unterstützung seiner Hilfsprojekte hat König Bansah einen gemeinnützigen Verein mit Namen KÖNIG BANSAH GHANA FÖRDERVEREIN E.V. gegründet. Jeder kann dem Verein durch eine Spende oder eine Mitgliedschaft helfen und so einen wichtigen Beitrag zur Förderung seiner Arbeit leisten.
Das Spendenkonto bei der VR Bank Rhein-Neckar lautet: IBAN DE76 6709 0000 0085 1977 03, BIC GENODE61MA2
Diese Gelder sind im Grunde viel mehr, als Hilfsmittel – sie sind ein interkulturelles Vermächtnis, das den Gebern im Rahmen von Feierlichkeiten und Anbringen von Erinnerungsplaketten höchste Ehren zuteil werden lässt. Finanziert werden davon der Bau von Schulen, Brücken, medizinische Einrichtungen; vor allem weitere Brunnenbauten liegen ihm am Herzen. Für die Schüler sammelt er aktuell gebrauchte Laptops und Smartphones.
Seine Herzdame aber ist und bleibt seine Frau Gabriele, für die er anläßlich der Hochzeit sogar ein Lied mit dem Titel „Herz aus Gold“ schrieb. Singen und musizieren sind seine zweite Leidenschaft. Schon in den frühen 70er Jahren verdiente er sich in der Zeit des Funk und Soul durch Gesangsauftritte in Diskotheken und Clubs zusätzlich zur Ausbildung ein bißchen Geld. Hin und wieder tritt er auch auf großen Bühnen auf, wie z.B. im ZDF Fernsehgarten. 2006 schrieb er mit „König Fußball“ einen Song, der heute so etwas wie die Nationalhymne seines Territoriums ist. Selbst das Weihnachtslied „O Tannenbaum“ ist inzwischen in seine „Stammessprache“ Ewe übersetzt. Die Mosel-Gemeinde Trittenheim wählte ihn 1999 gar zum Weinkönig. Er ist in der Pfalz in jeglicher Hinsicht angekommen. Die deutsche Staatsbürgerschaft wollte er allerdings nie und seine sterblichen Überreste werden in Ghana zur Ruhe gebettet werden. Über seinen Werdegang hat er 2019 auch ein beeindruckendes Buch mit dem Titel „Zwischen Krone und Schraubenschlüssel – König zwischen zwei Welten“ geschrieben. In mein Exemplar hat er mir eine sehr persönliche Widmung geschrieben und mit seinem imposanten Signet versehen. Die beiden senkrechten Linien symbolisieren seinen Körper, der König muss mit beiden Beinen fest stehen, die großen Kreise ihn und seine Familie, die kleinen die Menschen seines Volkes. Ich werde das Buch in Ehren halten und mir Zeit zum Lesen nehmen. Denn allein bei seiner Unterschrift verblüfft er mit immer neuen Talenten, wie einer ausgesprochen schönen Handschrift und viel Kreativität.
Ihnen und Ihrer Familie weiterhin alles Gute – Königliche Hoheit.
Anmerkung: Fotos und Kollagen PFritz, Bildmaterial von Fam. Bansah, Fotos aus dem Buch König Bansahs sowie Wikipedia und Filmdienst