Längst hat sich das bereits zum 24. Mal stattfindende Eis-Event durch die atemberaubende Location und das attraktive Rahmenprogramm als sportliches Highlight bei Athleten und Zuschauern etabliert.

Eiskletter-Weltcup in Saas-Fee bedeutet über 100 Top-Athleten aus 20 Ländern an der 32 Meter hohen (Eis)-Wand hautnah zu erleben. Die Wettkämpfe finden im großen Parkhaus von Saas-Fee statt, wo ohnehin jeder Ankömmling sein Auto abstellen muß. Denn nicht nur das benachbarte Zermatt, sondern auch Saas Fee ist autofrei.

Als Zuschauer sieht man von verschiedenen Winkeln und acht Ebenen der Parkhausspirale aus auf die Kletter-Arena. In Verbindung mit mehreren Fahrstühlen ist der Veranstaltungsort daher auch gut für Rollis bzw. Rollstuhlfahrer zu erreichen. Warme  Kleidung, ggf. eine Iso-Decke und feste Schuhe sind allerdings dringend empfohlen. Als leidenschaftliche Outdoor-Sportlerin habe ich für solche Fälle immer meine Softshell-Fleece-Decke von Belieff dabei. Die ist doppelt gefüttert und wasserdicht. Sie ist vielseitig verwendbar, kann zudem mit einem Wärmekissen aufgerüstet werden und ist so auch perfekt als Rollstuhldecke geeignet. Natürlich gibt es bei Belieff auch herrlich kuschelige Indoordecken, lässige Fleece Hoodies und Softshell-Ponchos für den Strand, etc.

Auch unter den Athleten geht es jenseits des Wettkampfes relaxed zu und man darf sie gerne ansprechen. Ein Moderator sorgt rund um die Uhr für Informationen zum Geschehen und den Sportlern sowie für Unterhaltung durch  Musikeinspieler. Die Eintrittsgebühr ist mit CHF 10.- bzw. 20.- Franken sehr moderat. Zudem sind die abendlichen Parties legendär – nicht umsonst firmiert das Event unter dem Titel „Ice and Sound“. 

Ausrüstung und Arten des Kletterns

Normalerweise führen Eiskletter-Touren durch Eiswände, Eisrinnen und vertikal in die Höhe entlang an gefroren Wasserfällen. Die Absicherung erfolgt statt an Bohrhaken durch Eisschrauben und anderen mobilen Sicherungsmitteln. Zur Fortbewegung im Steileis setzt man Steigeisen und Eispickel ein.

Die Kletterer benutzen jeweils zwei Eispickel, die durch das Einschlagen in das Eis sicheren Halt beim Aufsteigen/ Hochziehen geben. Die modernen Geräte (sog. Halbrohr-Hauen mit Sicherungsschlaufen) haben ergonomisch geformte Griffe, die beim Aufsteigen automatisch auf sind und dann schließen. Eine Sicherungsleine ist ebenso obligatorisch wie spezielles Schuhwerk mit Spikes, Schutzbrille und Helm als Schutz vor herabfallenden Eissplittern.

Der Wettkampf findet in den beiden Disziplinen „Lead“ und „Speed“ (Damen und Herren) statt. „LEAD“ steht für eine innerhalb einer bestimmten Zeit zu absolvierende komplizierte Vertikalstrecke. Das besondere in diesem Fall: es wird – um gleiche Bedingungen für alle zu schaffen – an einer Kunststoffwand (aus Polyesterharz und/ oder Polyurethan) mit nur zwei vorderen Spitzzacken am Steigeisen geklettert. Vorsicht: die Dinger sind messerscharf. Zu meistern sind mit der Hilfe der üblichen Eispickel, die in speziell vorgesehene Löcher oder einzelne angebrachte Eisblöcke einzuhängen bzw. einzuschlagen sind, Traversen, kleine Überhänge und Nischen. Dabei sind die Sportler nicht nur Seilartisten, sondern auch wahre Schlangenmenschen mit guten Zähnen. Zum Erreichen der nächsten Höhenstufe schaukeln und schwingen sie nicht selten so hin und her, daß sie dabei ein Bein über einen eigenen Arm hängen und einen Pickel in den Mund einklemmen, um eine Hand für den nächsten Griff frei zu haben. Am meisten bewundere ich oft deren Fingerkraft.

In der Disziplin „SPEED“ geht es in zwei Durchgängen einzig darum an einer 90 Grad Eiswand so schnell wie möglich empor zu steigen (hier haben die untergeschnallten Steigeisen mehrere Zacken) und den Anschlag am oberen Ende auszulösen. Der jeweils besserer Lauf kommt in die Wertung. Im Laufe der Qualifikation zum Finale lassen sich gerade bei den Damen große Unterschiede beobachten. Während die Tschechin Aneta Louzecka (spätere Zweitplazierte) wie ein flinkes Eichhörnchen oder besser „Speedy Gonzales“ stracks nach oben sprinted, tun sich andere schwerer und müssen es langsamer und konzentrierter angehen. Im Eifer des Gefechtes kommt es auch mal vor, daß ein Kletterer abrutscht, das Ziel nicht erreicht und frei im Seil abschwingt.

Die besten Herren bewältigen die 32 Meter hohe Wand in unglaublichen sieben bis acht Sekunden! Vor allem sind es hier unerwartete Nationen, wie die Mongolei und der Iran, die die Top-Plätze belegen.

Ein wahrer Artist ist auch so mancher Fotograph, der für einen spektakulären Schnappschuß schon mal hinter dem Klettergerüst herum krackselt, durch Lucken und Löcher knipst oder sich ohne Sicherung um eine Kletterwand herumbiegt.

Trotz des professionellen Umfeldes steht diese Sportart noch nicht im Zeichen des Kommerz. Der Sieger in jeder Disziplin erhält gerade mal CHF 1.050.-, der Sechstplazierte noch CHF 150.- LEAD-Sieger bei den Herren wurde V. Devin (F) vor T. Ladevant (ebenfalls F) und Y. Lee (KOR); bei den Damen siegte W. Shin (KOR) vor S. Götz (CH). Die SPEED-Wettbewerbe gewannen M. Chuluunbaatar (MGL) bei den Herren und die erst 18-Jährige L. Beck (LIE) in 13,77 Sekunden bei den Frauen.

Hinter den Kulissen

Nach eineinhalb Stunden im Kletterdom wird es Zeit, sich im beheizten urigen Verpflegungszelt bei Ländlermusik und Live-View-Display aufzuwärmen. Angeboten werden u.a. regionale Spezialitäten wie Älplermagronen (eine Art Nudel-Kartoffel-Käse-Auflauf) und hausgemachte Suppen. Im Sportlerzelt gibt es zudem frisches Obst und Fruchtsäfte. Hier treffe ich neben Athleten u.a. auch auf einige Macher der Veranstaltung. Während Gabriel und Tobias selbst Kletterspezialisten, Eisfachleute und Bergführer sind, ist Ron im Hautberuf Bergbahntechniker. Alle drei sind hier hinter den Kulissen als Fachleute im Einsatz.

Wir plaudern eine Weile über gemeinsame Bekannte im Eissport und fachsimpeln über Eisstrukturen und -qualitäten. Wie ich mir schon dachte, ist das Natureis eines langsam gefroren Wasserfalls wegen diversen Lufteinschlüssen deutlich spröder und mit erhöhter Vorsicht zu klettern, als das homogene Eis der hier gestapelten Eisblöcke. Gabriel lacht „ja, das hiesige Eis an der gut 30 Meter hohen Kletterwand komme aus dem Kühlhaus, so wie die Eiswürfel für einen coolen Drink. Im Grunde sei es gepresster Schnee und daher sehr hart und kompakt. Da kämen einige Tonnen an Gewicht zusammen“. Das erklärt, warum ich beim Einschlagen der Pickel, fast keine Eissplitter oder Spritzer herausbrechen sah. Dafür ist das Klettern im Ice Dome absolut sicher. Denn so schön die freie Natur auch ist, besteht immer das Risiko eines Eisbruchs oder einer Lawine. Leider sind solche Fälle auch von erfahrenen Guides nicht immer vorhersehbar.

Im Gespräch stellt sich heraus, daß Gabriel (der alle 20 Eiswände des Saas-Tals wie seine Westentasche kennt) zudem mit dem Bergführer befreundet ist, der mich seinerzeit an den Rand einer Walliser Gletscherhöhle zum Eisklettern begleitete. Ich erinnere mich noch gut, daß das Anlegen der Steigeisen selbst an meine normalen Wanderschuhe  schnell erledigt und auch das Einstechen der Spikes in den weichen Märzschnee an der Eiskante relativ einfach war. Bei entsprechender Koordination und etwas Zughilfe durch das obere Sicherungsseil lernt man den notwendigen Steigrhythmus zwischen Aufdrücken der Beine bzw. Knien und des hohen Vorauswerfens der Pickel schnell. Aber gerade die Armkraft läßt bei Ungeübten schnell nach und ich war froh, schließlich die knapp sieben Meter hohe Kante erreicht zu haben. Zumal schon der zweistündige Anmarschweg im tiefen Schnee recht anstrengend war. Hätte ich damals schon meine Multifunktionsdecke von Belieff dabei gehabt, hätte ich mich vor dem Rückweg länger trocken und warm im Schnee ausruhen können. Wie auch immer, es war ein toller, unvergesslicher Tag.

Außerhalb der Wettbewerbszeiten kann man auch als Besucher des Eis-Domes in ein Klettergeschirr steigen und sich unter Aufsicht und Sicherung von geschultem Personal selbst an unterschiedlichen Kletterrouten aller Schwierigkeitsgrade ausprobieren. Seit 2022 ist der Kletter-Dom überdies offizielles Leistungszentrum für Eisklettern.

Weitere Ice-Climbing Wettbewerbe der UIAA finden – abgesehen von Saas Fee – jährlich in Cheongson/ Südkorea (12. bis 14.01.24) und Edmonton/ Canada (14-16.02.24) statt. Na dann, Berg heil!

 

Anmerkung: Der Artikel enthält neben viel Information auch Werbung 

Mein Dank geht an Herrn Arnold für die Akkreditierung und das „Walliser Überraschungspaket“ von Iris Swiss mit seinen herrlichen Naturprodukten. Nicht umsonst stehen im Wallis tausende von Apfel- und Aprikosenbäumen, die angesichts des milden Klimas hervorragende Früchte, Säfte und Marmeladen liefern.

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