Wieder einmal ist eine Hollywood-Legende kein Amerikaner, sondern ausgerechnet Schweizer. Die Rede ist von Hans Rudolf Giger (geb. 05.02.1940 in Chur, gestorben am 12.05.2014 in Zürich) dem Erfinder bzw. Vater der legendären Alien-Produktionen und seines Zeichens Oscarpreisträger.

Giger, geboren als Sohn eines Apothekers, war eher distanziert und absolvierte nach dem Gymnasium zunächst eine Lehre als Bauzeichner. Infolge studierte er Innenarchitektur und Industriedesign an der Gewerbeschule in Zürich. Schon während der Ausbildung entstanden erste skurrile und mystische Federzeichnungen wie seine „Atomkinder“. Als Möbeldesigner hatte er bereits wenig später erste Ausstellungen die international Beachtung fanden. In den nächsten zwei Jahren schuf er zahlreiche Skulpturen und Bildwerke wie zum Beispiel „Gebärmaschine“» oder „Koffer-Baby“, die ihm zum künstlerischen und finanziellen Durchbruch verhalfen. Bereits ab 1968 war er ausschließlich als Künstler und Filmemacher tätig. Als Szenen- und Kostümbildner prägte er mit seinem Stil bekannte Filme wie Aliens (1979) oder Species (1995). Für seine Mitwirkung erhielt Giger 1980 einen Oscar in der Kategorie beste visuelle Effekte verliehen. Mit seinen finsteren Zeichnungen, düsteren Plattencovern und sonstigen Kreationen prägte er über Jahrzehnte die Ästhetik des Death- und Black-Metal-Genres. Insbesondere die Plattencover KooKoo für Debbie Harry (1981) und Brain Salad Surgery für Emerson, Lake and Palmer (1973) gelten dabei als Meilensteine.

Gigers Werk kann – ähnlich dem von Salvador Dali – dem Surrealismus zugerechnet werden. Laut Kunstexperten war sein Hang zum Phantastischer Realismus durch Vertreter der Wiener Schule geprägt. Ein stets wiederkehrendes Thema seiner Werke ist der von ihm geprägte Begriff der Biomechanoiden, einem düsteren surrealistischen Sujet mit organisch-technischen Mechanischem, die meist im verstörenden bzw. morbiden Zusammenspiel mit sexuellen Andeutungen verschmelzen.

Seine bekanntesten Möbelstücke sind die ursprünglich für den Film Dune (1976, Regie David Lynch) entworfenen Harkonnen-Möbel (ein Stuhl mit drei aufeinander getürmten Totenschädeln). Dazu entwarf Giger auch Tische, Spiegel, Lampen und andere Objekte.

 

Die Liste seiner wichtigsten Filmdesigns und Platten-/-CD- und Video-Clip-Cover ist indes lang:

1968: Swiss Made 2069 (Giger entwarf für den Film einen außerirdischen Beobachter mit Hund. Der Hundepanzer aus Polyester befindet sich heute im Dalí-Museum in Cadaqués).

Es folgten 1976: Dune (siehe oben), 1979: Alien (siehe oben), 1986: Poltergeist II, 1992: Alien 31995: Species, 1995: Batman Forever (Giger entwarf dafür u.a. ein Batmobil, das jedoch nicht realisiert wurde), 1996: Kondom des Grauens, 2012: Prometheus – Dunkle Zeichen, 2003: Debilitas

1969: The Shiver – Walpurgis, 1973: Emerson Lake and Palmer – Brain Salad Surgery (nach dem Ende einer Ausstellung in Prag gingen beide Originalgemälde „Work 217: ELP I und Work 218: ELP II am 31. August 2005 verloren, wo sie vermutlich gestohlen wurden).

1974: Floh de Cologne (Mumien / Kantate für Rockband), 1981: Debbie Harry – KooKoo, 1985: Celtic Frost, 1987: Pankow – Freiheit für die Sklaven, 1989: Steve Stevens – Atomic Playboys, 1990: Atrocity – Hallucinations, 1991: Sacrosanct, 1991: Clepsydra- Hologram (eine Gürtelschnalle von HR Giger wurde für das Cover holographiert), 1999: Dr. Death (Birthmachine), 2000: Böhse Onkelz – Dunkler Ort (die Dreharbeiten des Video Clips fanden im HR-Giger-Museum statt), 2003: Paganini – Esoterrorism, 2010/ 2014 Triptykon etc.

Auch Computerspiele wie Dark Seed (1992/1995) waren darunter.

Als Erinnerungsstätten seines Schaffens entstanden ein Museum und diverse Bars, die ganz in seinem (Schwarz-Weiß) -Stil ausgestattet sind.

1988 in Tokio (inzwischen wieder geschlossen), in Gruyére und in seiner Geburtsstadt Chur. In der New Yorker Disco „The Limelight“ existierte von 1998 bis zur Schließung der Diskothek 2002 der HR Giger Room.

1998 wurde in Gruyére (Kanton Fribourg/ CH) das HR Giger Museum eröffnet. Das Museum ist im Schloss St. Germain untergebracht, welches Giger 1997 ersteigert hatte. Das Museum beherbergt Gigers private Sammlung phantastischer Kunst sowie Arbeiten von Günter Brus, Ernst Fuchs, Gottfried Helnwein, Arnulf Rainer, Franz Ringel und Thuri Werkner. Im Jahr 2003 wurde das Museum in Gruyères um eine Giger-Bar erweitert.

Vieles, was Giger betrifft, war mir bis dato nicht bekannt. Umso mehr wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, anläßlich der bevorstehenden Walpurgisnacht seine Bar in Chur zu besuchen, d.h. für eine Stunde in eine völlig andere Welt einzutauchen. Der Anblick ist überwältigend und wahrlich ein Ort für Design-, Kino- und Musik-Freaks. Das Interieur beflügelt innerhalb von Sekunden die Fantasie und man fühlt sich bei einem Cocktail sofort in Ferne Welten versetzt. Wer also mal einen exotischen Ort für ein Fotoshooting oder eine Privatparty sucht, der ist hier richtig.

Wer mehr über das Wirken von „Mr. Walpurgis“ HR Giger, die Bars und das Museum erfahren möchte, wird unter https://www.hrgigermuseum.com/ fündig. Manager Andy Davies gibt gerne Auskunft. M.W. gibt es auch einen (Online)Shop, wo man interessante Repliken seiner Werke erwerben kann. Diese haben ihren Preis, sind aber auch sehr speziell.

HR Giger lebte und arbeitete in Zürich, wo er am 12. Mai 2014 seinen Verletzungen erlag, die er sich bei einem Sturz zugezogen hatte. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Gruyere/ Greyerz. Im November 2015 wurde in Chur der «Gigerplatz» eingeweiht, ein kleiner Platz in unmittelbarer Umgebung von Gigers Geburtshaus an der Storchengasse.

 

Anmerkung: Keine Werbung, rein private Museums- und Design-Empfehlung
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