Das in Berlin inzwischen ca. 300.000 russisch-stämmige Mitbürger ansässig sind und der Volksmund den Stadtteil „Charlottenburg“ dementsprechend auch gerne als „Charlottengrad“ bezeichnet, mag bekannt sein. U.a. wohnt auch Bestseller-Autor Wladimir Kaminer samt Großfamilie in Berlin. Ich habe ihn anläßlich einer Lesung einmal in Wismar „aus der ersten Reihe heraus“ kennengelernt. Seine Erzählweise über die Vorkommnisse und Dinge des „vorherigen Jahrhunderts“ (so bezeichnet er gerne seine bzw. die  Zeit vor dem Mauerfall) sowie sein Umgang mit dem Tagesgeschehen, hat etwas sehr Amüsantes.

Aber auch in Potsdam in unmittelbarer Nähe von Schloß Sanssouci kann man in herrlicher Umgebung jeden Tag ein Stückchen von „Väterchen Rußland“ erleben.

In der „russischen Kolonie ALEXANDROWKA“ stehen in einer wunderschönen Park- und Obstwiesenlandschaft ein Dutzend zweigeschossige Blockhäuser mit jeweils eigenem Garten verteilt. 1826 ließ Friedrich-Wilhelm III. die Siedlung als neue Heimat für 12 Chorsänger und ihre Familien errichten.  Bei der Namensgebung wurde u.a. dem kurz zuvor verstorbenen Zar Alexander I. und der Freundschaft zwischen den Adelsgeschlechtern der „Hohenzollern“ und den „Romanows“ gedacht. Die Anlage in Form eines Andreas-Kreuzes wurde von keinem geringeren als dem bekannten Landschaftsgärtner Josepf-Peter Lenné gestaltet. Heute ist sie mit über 300 alten Apfelsorten eine Art Zentrum für Apfelkunde (Pomologie). Im Herzen der Parkanlage befindet sich auch ein kleines Café-Restaurant/ Teestube mit Samowar, in dem man traditionelle russische Speisen erhält. Der „Bojaren-Kaffee“ (mit Zimt, Koriander und Sahnehäubchen) sowie die „Zaren-Blinis“ sind eine Sünde wert. Untermalt von Balalaika-Klängen oder etwas Russen-Pop kann man hier angenehm verweilen und von A. Tschechows letztem Werk „Der Kirschgarten“ träumen. Gerne trinke ich hier an heißen Sommertagen auch ein Glas kühles „Kwas“. https://de.wikipedia.org/wiki/Kwas   Ich bezeichne den Geschmack als eine Mischung aus Malzbier, abgestandene Cola und Lakritz. Unweit des Restaurants gibt es auch ein kleines Museum.

Apropos: gute russische Lebensmittel kauft man im Potsdamer „Ledo-Laden“ in der Stadtmitte. Hier gibt es vom Krimsekt  und Osietra-Kaviar (jede Dose wird für den Zoll einzelnen erfaßt), auch allerlei Sonstiges wie eingelegtes Gemüse, gefüllte Teigtaschen/ Piroggen, Gebäck oder Honig. Doch Vorsicht, der Russe mag es würzig. Für unseren Geschmack ist vieles recht scharf, vor allem der leckere Senf und das Paprikaragout.

Unweit davon befindet sich auf einem kleinen Hügel die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Gedächtnis-Kirche. Orthodoxe Gottesdienste finden stets im Stehen statt und sind bei murmelndem Gebetsgesang lang. Aber auch nur bei sphärischen Klängen eine Kerze anzünden, hat etwas Magisches (innen bitte das Fotoverbot beachten).

Etwas außerhalb von Potsdam im „Berliner Forst“ unweit der Pfauen-Insel kann man bei herrlich erhöhtem Havelblick ein weiteres Fleckchen Rußland entdecken: Nikolskoe.

Wiederum nur ein paar Schritte von Alexandrowka entfernt, steht auf dem Pfingstberg das „Belvedere“. Angesichts der imposanten schloßähnlichen Renaissance-Anlage wähnt man sich in Oberitalien oder der  Toscana. Aber das italienische Leben in Brandenburg ist eine andere, nicht minder interessante Geschichte. Do swidanja Rossia, ciao dolce vita Italiana.

 

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